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Glaube und Wissen

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Das zumindest für Intellektuelle recht Ungewöhnliche einer solchen Perspektive ist die radikale Absage an jede Art von Rationalismus, ja — fast möchte man sagen — sogar an jegliche Rationalität. Wenn auch unbestritten ist, daß die Offenbarung nicht zur Befriedigung menschlichen Wissensdranges gegeben ist, daß sie also im Glauben angenommen werden muß, so ist es doch eine ehrwürdige Tradition abendländischer Theologie, zu erweisen, daß es sich nicht um irgendeinen, sondern um einen vernünftigen Glauben handelt. Dem abendländischen Menschen ist von der Geschichte das ari- stotelisch-thomistische Erbgut aufgegeben, wonach neben und vor dem Gottcsglauben auch die Gotterkenntnis besteht, freilich in dem Sinn, daß niemals der ganze Glaubensinhalt vom jeweiligen Weltbild abhängig gemacht werden darf.

Im Grunde geht es also bei einer Konfrontation der philosophischen mit der theologischen Wahrheitsaussage nicht zuletzt um das alte Problem des Verhältnisses zwischen Glauben und Wissen. Es darf das katholische Österreich mit Befriedigung erfüllen, daß die Salzburger Hochschulwochen seit mehr als 30 Jahren im Dienste dieser Fragestellung stehen, was immer sie sich auch zum Leitthema gewählt haben. War es in diesem Jahr eine Fragestellung, die in den Kern der Problematik zielte, so soll im kommenden Jahr das Leitthema „Der Mensch im Kosmos" sein. Immer geht es den Veranstaltern um eine wohl vom katholischen Standpunkt erfolgende, aber ebenso wissenschaftlich sachgerechte Erörterung und Beantwortung der einzelnen Fragen.

vermittelten den Eindruck, daß es kaum möglich sei, die Botschaft der Offenbarung aus aller, mythologischen Einkleidung zu befreien und sie gleichsam rein darzustellen.

Diese Schlußfolgerung ist in mancher Konsequenz noch kaum überschaubar. Die Position der heutigen Theologie ist — nach Prof. Schnackenburg — die, daß zur Offenbarung zwar die Mitteilung von Dingen gehört, die der Mensch von sich aus nicht oder nicht in hinlänglicher Klarheit weiß, aber nicht um der Wissensbefriedigung willen. Die Forderung an die Gläubigen lautet daher: In der Offenbarung wird die göttliche Wahrheit für uns zur. peas nten, Wirklichkqi gtf ,.ientr hüllt uns Gottes Gedanken, bringt uns Gottes Heilswillen nahe und zeigt uns zugleich den Weg, dieses Heil auch wirklich zu erlangen. Sie redet uns unmittelbar und persönlich, hier und jetzt an und stellt uns in die Entscheidung. Nur wenn wir diese im Offenbarungswort präsente Wahrheit in Glauben annehmen und in sittlichem Bemühen „tun“ wollen, gilt uns das Wort: „Die Wahrheit wird euch frei machen.“

Kaum eine andere Stadt könnte einen passenderen Rahmen für ein solches Unterfangen abgeben, als gerade Salzburg, das man nicht zu Unrecht das deutsche Rom genannt hat. Sehr treffend hat dies die „Kleine Zeitung nach Beendigung der heurigen Hochschulwochen mit den Worten ausgedrückt: Österreich darf stolz sein, mit den Salzburger Hochschulwochen alljährlich eine kulturelle Leistung zu vollbringen, die in ihrer wesentlichen Bedeutung den Salzburger Festspielen durchaus vergleichbar ist. Dies verdient um so mehr hervorgehoben zu werden, als beispielsweise der langjährige Vorsitzende des Direktoriums, Konsistorialrat Prof. Dr. P. Thomas Michels OSB., längst nicht jene Anerkennung in der breiten Öffentlichkeit erfährt wie etwa ein Herbert von Karajan, ganz zu schweigen vom Generalsekretär der Hochschulwochen, Dr. Helmut Reichel, und dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von deren Wirken aber der bleibende Erfolg nicht nur teilweise sondern wesentlich abhätfgt.

Salzburg als Stadt der Festspiele hat seinen festen Ruf begründet; Salzburg als Stadt der Hochschulwochen sollte in unserem Lande viel mehr Beachtung finden als bisher; Salzburg als Universitätsstadt wird jeden Anschein provinzieller Beengtheit — nicht nur in räumlicher Beziehung — vermeiden müssen. So wird es für die akademische Jugend bald kaum etwas Erstrebenswerteres geben, als in Salzburg zu studieren, an den dortigen Hochschulwochen teilzunehmen und sich auch ab und zu die eine oder andere Veranstaltung der Salzburger Festspiele leisten zu können.

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