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Wer war Trubar ?
Vor vierhundert Jahren, im Juni 1586, starb in Derendingen bei Tübingen der Begründer der slowenischen Schriftsprache und Literatur Primoz Trubar (Primus Trüber). Er machte seinem Volk in der Nachfolge von Martin Luther die Evangelientexte und andere religiöse Schriften in der slowenischen Sprache schreib- und lesbar.
Trubar besuchte in seiner Jugendzeit unter anderem die Schule in Salzburg und studierte eine Zeitlang an der Wiener Universität, doch mußte er 1529 wegen der türkischen Bedrohung und Belagerung die Stadt verlassen. Siebzehn Jahre hindurch wirkte er formell als katholischer Geistlicher in Krain. 1548 trat er endgültig zur evangelischen Kirche über.
Die Trubar-Tage in Wien, anläßlich des Jahrestages veranstaltet, erhellten eine interessante Periode der europäischen Geistesgeschichte und zeigten die traditionelle slowenische Verbundenheit mit den westlichen kulturellen, religiösen und philosophischen Strömungen. Veranstalter waren das jugoslawische Kultur- und Informationszentrum in Wien, die Österreichisch-Jugoslawische Gesellschaft und der Verlag „Drava“ in Klagenfurt. Interessante Vorträge, eine große Bücherschau über die Entstehung der slowenischen Nationalliteratur in der Reformation sowie die Uraufführung des slowenischen Fernsehfilms „Der Häretiker“ über Primus Trubar (entstanden in Koproduktion mit dem ORF) standen im Vordergrund.
Schon in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts waren reformatorische Strömungen über Triest und vom Norden her auch in die slowenischen Länder eingedrungen. In den Städten Krains, Kärntens und der Steiermark bildeten sich feste evangelische Gemeinden. Trubar predigte in Laibach, sah sich jedoch nach dem Tod reformfreudiger Bischöfe Verfolgungen ausgesetzt. 1550 gab er in Tübingen mit Hilfe der deutschen evangelischen Gönner einen slowenischen Katechismus und eine Sprachfibel für Slowenisch heraus. 1557 übersetzte er erste Teile des Neuen Testaments ins Slowenische.
Nach der ersten Verbannung aus Krain kehrte er 1562 als Superintendent der evangelischen Kirche für die Slowenen in Krain, Kärnten und Steiermark wieder in die Heimat zurück. Die Herausgabe einer neuen Kirchenordnung, mit der er in die Kompetenzen des Landesfürsten eingriff, wurde ihm zum Schicksal, und er mußte erneut nach Württemberg fliehen.
Trubars Bibelübersetzungen beruhen großteils auf der Lutherbibel. Seine niederkrainische Mundart und das Laibacher Stadtidiom bilden die Grundlage seiner Sprache. Die etwa fünfzig Bücher des slowenischen Protestantismus, die sich jetzt teilweise als Unikate in der Wiener Nationalbibliothek befinden, sind bis heute die Grundlage der slowenischen Hochsprache geblieben. Das schönste Werk des slowenischen Protestantismus aus dem 16. Jahrhundert ist die große in Wittenberg gedruckte Bibel in der Ubersetzung des jüngeren Mitstreiters von Trubar, Jurij Dal-matin; sie überlebte die Heftigkeit der Gegenreformation und wurde auch in der katholischen Kirche benutzt.
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