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Maßstab und Ansporn

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Österreichs Medienszene wird wieder um ein wertvolles und traditionsreiches Produkt ärmer: Stellte mit Beginn 1997 die „Wirtschaftswoche” (vormals „Wochenpresse”) ihr Erscheinen ein, so kündigte nun der Innsbrucker I'yro-lia-Verlag die Einstellung der Wochenzeitung „präsent” mit dem Jahr 1998 an. Als Ursachen für diesen Schritt wurden ungenügende Abonnentenzahlen und die für eine Neu-positionierung zu hohen Kosten angegeben.

Das 1892 als „Volksbote” gegründete katholische Blatt erhielt in den siebziger Jahren den Titel „präsent” und machte sich weit über Tirol hinaus einen Namen als „österreichische Wochenzeitung für Politik, Beligion, Gesellschaft und Kultur”.

Österreich verliert somit seine älteste Wochenzeitung, für die im Lauf der Jahre hervorragende Medienleute mit ganzem Einsatz tätig waren (wie die früheren Chefredakteure Benedikt Posch und Hans Humer oder der spätere TV-Hauptabteilungsleiter Peter Pawlowsky). „präsent” war und ist aber auch jene Zeitung, welche mit ihrer Linie eines weltoffenen, ökumenisch gesinnten katholischen Christentums der Position der furche stets am nächsten stand.

Obwohl es natürlich auch einige deutliche Unterschiede in der Gewichtung von Inhalten und in der Ausrichtung auf bestimmte Zielgruppen gab, war die Existenz der beiden insgesamt ähnlich gelagerten Blätter furche und „präsent” seit zwei Jahr zehnten des öfteren Anlaß von Überlegungen, ob man diese beiden Produkte nicht zusammenführen könnte. Konzepte lagen vor, mehrere Gespräche wurden geführt, eine für beide Seiten befriedigende und Erfolg versprechende Lösung wurde nicht gefunden.

So blieb es bei freundschaftlicher Konkurrenz und gelegentlicher Kooperation (etwa in einem Anzeigen-Pool, dem neben Furche und „präsent” auch „Kirche intern” und „Ehe und Familie” beitraten), „präsent” war für die furche stets ein Maßstab und eine Orientierung, oft auch ein Ansporn. Die Nachricht von der geplanten Einstellung - noch jüngst wurde ein umfangreicher Relaunch erwogen - kam für alle überraschend, berührt aber naturgemäß die furche besonders. Das Ende von „präsent” macht zwangsläufig alle verbleibenden Bemühungen um Qualitätsjournalismus auf der Grundlage eines christlichen Menschenbildes noch wichtiger.

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