Mit seinem Roman „Mittellage“ schuf William H. Gass ein fulminantes Spätwerk: einen Bildungsroman voller Skurrilitäten und eine Satire auf die Provinz und die Universität. Zum 100. Geburtstag des Großmeisters der amerikanischen Erzählkunst.
Im Sommer 1940 flohen in Frankreich Tausende vor der deutschen Wehrmacht. Mittels gesammelter Zeugnisse und Berichte von Emigranten dokumentiert Uwe Wittstock anschaulich die große Flucht der Literatur vor der NS-Verfolgung.
Ismail Kadare, einer der bedeutendsten Autoren Albaniens, starb am 1. Juli im Alter von 88 Jahren. Seine tiefgründigen Werke reflektieren die wechselvolle Geschichte seines Heimatlandes.
Vor zehn Jahren, am 17. April 2014, starb der Schriftsteller Gabriel García Márquez. Sein bisher unveröffentlichter Roman „Wir sehen uns im August“ zeigt einmal mehr die bildgewaltige und atmosphärisch dichte Erzählkunst des Literaturnobelpreisträgers.
1983 schrieb Milan Kundera seinen Essay „Der entführte Westen“. Seine damalige Beurteilung der Gefahr liest sich heute, vierzig Jahre später und angesichts der russischen Aggression unter Putin, beklemmend aktuell.
Die Rolle Erich Kästners im Dritten Reich untersucht Tobias Lehmkuhl in seiner Studie "Der doppelte Erich". Er zeigt den Weg des Autors zwischen Anpassung und Widersetzlichkeit. Zum 125. Geburtstag Erich Kästners am 23. Februar.
In ihrem neuen Werk „Betrug“ entwickelt die britische Autorin Zadie Smith mit viel Geschick eine Geschichte im Stil des viktorianischen Gesellschaftsromans. Anhand einer stark verästelten Handlung und vieler Dialoge zeigt sie ein Sittenbild einer tief verunsicherten Gesellschaft.
Vor 700 Jahren, am 8. Jänner 1324, starb Marco Polo in seiner Heimatstadt Venedig. „Die Wunder der Welt“, die Erzählung seiner Reise nach China, fasziniert bis heute.
Eine erstmals in deutscher Sprache vorliegende Monografie erinnert an den französischen Philosophen Henri Bergson (1859‒1941), den Erfinder des élan vital.
Kaiser Nero gilt als Despot, Menschenschinder, Muttermörder, Brandstifter, psychopathischer Tyrann. Alexander Bätz spürt in seiner Biografie einem vielschichtigen Charakter im Netz familiärer und politischer Ränkespiele nach.
Mariette Navarros Debütroman „Über die See“ ist eine faszinierende Erzählung, die den äußeren und inneren Wellengang einer Schiffsführerin thematisiert.
Der Dichter Gottfried August Bürger – vor 275 Jahren als Pfarrerssohn geboren – machte den Baron Münchhausen populär. Dieser war weniger ein Lügner als ein Meister der Fabulier- und Übertreibungskunst.
In „Vier Schwestern“ und „Café Schindler“ spüren Ernst Strouhal und Meriel Schindler der wechselhaften Lebensgeschichte ihrer jüdischen Verwandten im Strudel der Geschichte nach.
Peter Demetz, der in Prag geborene Weltbürger der Literatur, feiert seinen 100. Geburtstag. Begeisterung und Neugier waren von jeher die Leitsterne, denen er folgte. Der Wallstein-Verlag hat nun eine Auswahl der Kritiken und Essays des Jubilars aus fünf Jahrzehnten aufgelegt.
Voltaire prägte sein Jahrhundert wie kein anderer Aufklärer. Der deutsche Historiker Volker Reinhardt zeichnet in einer neuen Biografie ein detailreiches Bild des wandlungsfähigen Spötters.
Sie hatte eine Farm in Kenia und schrieb später darüber. „Jenseits von Afrika“ wurde im Kino ein Welterfolg. Vor 60 Jahren, am 7. September 1962, starb Tania Blixen auf ihrem Gut Rungstedlund in Dänemark.
Vor 125 Jahren, am 8. August 1897, ist der große Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt gestorben. Seine hellsichtige Vorausschau auf die Zukunft Europas hat sich inzwischen auf erschreckende Weise bewahrheitet.
Mit „Löwenherz“ hat Monika Helfer nun einem weiteren Mitglied ihrer Familie ein literarisches Denkmal gesetzt – ihrem früh verstorbenen Bruder Richard.
Monika Czernin erzählt in ihrem von romanhaften Einsprengseln durchsetzten Bericht über den „Grafen Falkenstein“ alias Joseph II. von der bemerkenswerten Reisetätigkeit des reformfreudigen Herrschers.
Ein hellwacher Beobachter seiner Zeitgenossen und ihrer Umtriebe: Vor 400 Jahren veröffentlichte der englische Geistliche und Gelehrte Robert Burton seine „Anatomie der Melancholie“.
Makellos sollte seine Prosa sein: Vor 200 Jahren, am 12. Dezember 1821, wurde Gustave Flaubert geboren. Mit seiner realistischen Erzählkunst prägte er maßgeblich die Entwicklung des europäischen Romans.
In jungen Jahren ins Exil genötigt, wurde Gaito Gasdanow erst nach seinem Tod in seiner überragenden literarischen Bedeutung entdeckt. Nun sind erstmals einige Perlen seiner Erzählkunst in deutscher Übersetzung erschienen.
Wegen ihrer Verdienste im französischen NS-Widerstand wird sie im November als erste Schwarze Frau posthum im Pariser Panthéon beigesetzt. In einer gut recherchierten neuen Biografie beleuchtet die Kulturwissenschaftlerin Mona Horncastle Josephine Bakers Leben und Karriere.
Vor 150 Jahren geboren, vor 85 Jahren gestorben: Die italienische Erzählerin und Nobelpreisträgerin Grazia Deledda setzte ihrer archaisch geprägten Heimat Sardinien ein literarisches Denkmal.
„England, wie es im Buche steht“ – Elizabeth Taylors lakonisch-ironischer Roman „Mrs Palfrey im Claremont“ liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor.
Der britische Historiker Orlando Figes zeigt in „Die Europäer“ die Entstehung Europas durch den Dampf der Eisenbahn. Ein schillerndes Epochenpanorama, das auch beschreibt, wie die Kommerzialisierung der Kunst begann.
„Jägerin und Sammlerin“, der zweite Roman von Lana Lux, bietet neben der drastischen Schilderung einer Bulimie-Erkrankung auch eine nuancierte Mutter-Tochter-Erzählung.
Knapp zwanzig Jahre nach seinem ursprünglichen Erscheinen hat der Beck-Verlag Daniel Masons erzählfreudiges literarisches Debüt „Der Klavierstimmer Ihrer Majestät“ neu aufgelegt.
Vor 50 Jahren, im November 1970, starb der böhmische Erzähler Johannes Urzidil in Rom. In seinen immer noch aktuellen Schriften treffen Tradition und kosmopolitische Geistesgegenwart aufeinander.
In „Die Bagage“ erzählt Monika Helfer eine Geschichte von Neid, Missgunst und Verleumdung, die Geschichte ihrer eigenen Großmutter – und gleichzeitig eine ländliche Mentalitätsgeschichte.
Vor genau 75 Jahren, am 9. April 1945, starb Theodor Haecker - katholischer Kulturphilosoph, Essayist und geistiger Mentor der Geschwister Scholl. Zum Gedenken.
Volker Gerhardt sucht den „Geist der Menschheit“ in der Humanität und analysiert diese im Hinblick auf ihre Gültigkeit als Leitmotiv für menschliches Handeln.
Salondame, Schriftstellerin, Freiheitskämpferin: Madame de Staël
schrieb die erste Kulturgeschichte Deutschlands. Am 14. Juli jährt
sich ihr Todestag zum 200. Mal.
Ismail Kadares Roman "Die Dämmerung der Steppengötter" entführt ins
kommunistische Moskau der späten Fünfzigerjahre. Die nun zum ersten
Mal auf Deutsch übersetzte Prosa erweist sich als beklemmend aktuell
hinsichtlich Literaturzensur in autoritären Staaten.
Der schwedische Journalist Richard Swartz untersucht seine
Familienbande zu Kroatien und versucht so eine ethnografische,
literarische und persönliche Annäherung an den Balkan.
Eine neue Biographie durchleuchtet akribisch Stalins
Schreckensherrschaft. Vor der aus paranoider Angst gespeisten Willkür
des Diktators konnte niemand sicher sein.
Die ungarische Geschichte verführt zur Legendenbildung. Spätestens seit der verlorenen Schlacht bei Mohacs vor bald einem halben Jahrtausend betrachten sich die Ungarn als Betrogene der Geschichte. Das zieht sich bis heute durch: Eine ganze Nation soll Opfer sein.Eine gewichtige Korrektur dazu liefern die Dichter, und ein spät entdeckter Meistererzähler unter ihnen ist der 1952 verstorbene Autor Miklós Bánffy mit seiner in den Dreißigerjahren entstandenen Trilogie "Siebenbürger Geschichte". In diesem großangelegten Gesellschafts- und Epochenpanorama des Jahrzehnts vor dem Ersten
In "Die Päpste und ihre Maler" untersucht der Historiker Roberto
Zapperi politische Funktion und Wirkung der Abbildung der Päpste in
der Renaissance, beleuchtet die Beziehungen zwischen Maler und
Auftraggeber und zeichnet so das Bild einer Epoche voll Intrigen.
Er war ein Herr vom Scheitel bis zur Sohle. Der weltläufige Grandseigneur Heinrich Treichl war ein Großbürger der alten Schule: feinsinnig, umfassend gebildet, vielseitig interessiert. Und er war ein großzügiger Gastgeber: In seinem schönen Palais in Wien-Landstraße versammelte er Künstler, Gelehrte, Schauspieler ebenso wie Unternehmer, Finanzfachleute, Privatiers. Dort zeigte er voll Stolz die Entwürfe seines Urgroßvaters Heinrich Ferstel, des Erbauers der Votivkirche.Der 1913 geborene Sohn eines aus dem salzburgischen Leogang stammenden Bankiers und der gebürtigen Baronesse
Mit seinem Tod hat man seit langem rechnen müssen. Seit er 2003 in einer Burgvorstellung von Nestroys "Zerrissenem" zusammengebrochen war und ein Gehirntumor entfernt werden musste, lebte Karlheinz Hackl mit dem Schatten eines möglichen Rückfalls. Umso zuversichtlicher, ja freudesprühend wirkte er in diesem Jahrzehnt: aus dem Lebemann war ein Lebensgenießer geworden. Spielen wollte er, im Kreis seiner jungen Familie geborgen sein, das Hiersein in vollen Zügen genießen. Er hat viel geleistet in seinem Künstlerleben. Sein Aufstieg in die erste Reihe der Schauspieler in Wien gelang
Patrick Leigh Fermor schildert in seiner Wandertrilogie seine Reise von Rotterdam bis Konstantinopel und seine Erlebnisse in Wien während des Bürgerkriegs 1934.In den frühen 1930er-Jahren nahm ein 19-jähriger Engländer, gepeinigt von den Zumutungen des Erwachsenwerdens, Reißaus von Schule und Militär. Nichts Geringeres als eine Fußreise von Rotterdam bis Konstantinopel hatte er sich vorgenommen, eine Pilgerschaft europäischer Erkundung der ungewöhnlichsten Art. Mit wachen Augen, gereizten Sinnen und einem unverbildeten Verstand stromerte er durch eine alte Welt, deren Gesellschaften
In ihren Erinnerungen erinnert sich Barbara Coudenhove-Kalergi an ihr bewegtes Leben. Ohne falsche Erinnerungsseligkeit - aber mit Empathie für Menschen und Schicksale.Ihr Gesicht kennen alle, die hierzulande über dreißig Jahre alt sind. Zusammen mit der schwebenden Musikalität der Stimme hat es nachhaltig das TV-Erlebnis leidenschaftlicher journalistischer Wissensvermittlung und beherzter mitmenschlicher Anteilnahme an allem Berichtenswerten geprägt.Doch nicht nur die österreichischen Fernsehzuschauer verbinden mit Barbara Coudenhove-Kalergi und ihrem sangvollen Prager Deutsch die
Sherwood Anderson, ein Klassiker der modernen amerikanischen Literatur, ist nun in zwei Neuübersetzungen wiederzuentdecken.Alle zehn Jahre wird Sherwood Anderson für die deutschsprachige Leserschaft wiederentdeckt. Diesmal hat es zwei Jahre länger gedauert, und deshalb gibt es jetzt gleich zwei neue Übersetzungen, die sich in ihrer hohen Qualität kaum unterscheiden. Die eine, von Eike Schönfeld, ist näher an Andersons bibelgeschulter Strenge und Lakonie, die andere, von Mirko Bonné, erlaubt sich stärkere expressionistische Schwingungen.Verunsicherte GestaltenLohnt sich solch
Am Vorabend von Italiens nationaler Einheit, vor 150 Jahren, starb einer seiner größten Dichter: | Ippolito Nievo. Seine Romane werden eben für den deutschen Sprachraum wiederentdeckt.Der Glaube muss etwas Unerschütterliches sein. Davon ist zumindest der Gerichtsschreiber Chirichillo in Venedig überzeugt, der felsenfest an die Seelenwanderung glaubt. Das gegenwärtige Dasein ist für ihn nichts als die Belohnung oder Buße für ein früheres Leben. Die Frage beharrlicher Zweifler, weshalb man sich denn an all die früheren, möglicherweise äußerst wechselvollen Aufenthalte hier auf
In seinem Buch #Der patagonische Hase# lässt der Regisseur des Dokumentarfilms #Shoa#, Claude Lanzmann, sein außergewöhnliches Leben Revue passieren.Ungewöhnlich mutet eine Lebensgeschichte an, die mit dem Tod beginnt. Genauer: mit dem öffentlichen Töten. Mit den barbarischen, von wenigen Ausnahmen abgesehen noch immer weltweit verbreiteten Praktiken der Hinrichtung. Von der Guillotine der Französischen Revolution bis zur Garotte der spanischen Faschisten und zu den Fleischerbeil-Henkern sowie Erschießungskommandos der Nazis wendet sich der beklemmende Rundblick des Verfassers weiter
Er wies der modernen Schauspielkunst den Weg, sein Ruhm hat sich # entgegen einem Diktum # bis heute erhalten. Zum 100. Todestag von Josef Kainz am 20. September.Einigen Mimen flicht die Nachwelt doch Kränze. Josef Kainz, der vor hundert Jahren in Wien gestorben ist, gehört zu diesen wenigen. Er war ein Ausnahmekünstler seiner Epoche. Und er war ein Star # den viel geschundenen Begriff gab es schon damals. Als Kainz am 20. September 1910 starb, #empfing eine respektvoll erschütterte Welt die Nachricht von seinem Tode#, wie Thomas Mann wenig später den #Tod in Venedig# seines Protagonisten
Die wundersame Wiederentdeckung der Erzählerin Irène Némirovsky (1903-1942)Die Italiener sagen zwar: Erst die Musik, dann die Worte. Aber die Wiederentdeckung der großartigen Erzählerin Irène Némirovsky ist für sich schon ein solches Mirakel und der schicksalhaften Atmosphäre ihrer Prosakunst derart ebenbürtig, dass davon vorweg, noch vor den Werken, erzählt werden muss. Denn über sechzig Jahre lang schleppten die Töchter der 1942 in Auschwitz an Typhus gestorbenen Autorin in einem Koffer voll familiärer Erinnerungsstücke das letzte Romanfragment der Mutter, „Suite
Die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller erhält den Literaturnobelpreis 2009. Mit ihrem jüngsten Werk „Atemschaukel“ begeistert sie Kritiker und Leser gleichermaßen.
Nicht nur in Polen wird der Tod des dissidenten Philosophen Leszek KolDakowski betrauert. Der Medienstar mit den Qualitäten eines Volkstribuns machte früh auf sich aufmerksam: Als 30-jähriger Marxist richtete er sich vehement gegen den Geschichtsdeterminismus, im Laufe der Zeit setzte er sich immer wieder kritisch mit Theologie und Kirche auseinander.Das hätte Leszek KolDakowski gefallen: Kaum zwei Wochen nach seinem Tod in Oxford, wo er seit fast vierzig Jahren gelebt und gelehrt hatte, segnete in diesem Sommer auch die letzte Kommunistische Partei Europas in ihrer regierungsamtlichen
1943 verweigerte sich Sándor MÁrai dem Literaturmarkt und floh vor der Barbarei in Ungarn in die innere Emigration - und in seine Tagebücher.Geschichte ist ein Widerstandsmittel gegen Identitätsverlust. Individuelle Lebensgeschichte erst formt jenen Echoraum, in dem sich das ungeteilt Persönliche, mit allen Widersprüchen und Dissonanzen, Klang verschafft - persona war in der Antike jene Maske, durch welche die Stimme des Handlungsträgers "durchtönte". In kollektivistisch verhetzten Zeiten wird der Angriff zunächst stets gegen das Individuum und die Würde seiner eigenen Geschichte
Das abenteuerliche Leben der Sofka Dolgorukij, russische Prinzessin und Kommunistin.Sie war ein Flüchtling und hatte in der Fremde den Glauben ihrer Vertreiber angenommen. Die russischen Emigranten im Westen beschimpften sie verächtlich als „Abschaum“ und Hochverräterin. Tatsächlich war Prinzessin Sophie Dolgorukij, genannt Sofka, eine lebenshungrige, innerlich zerrissene, wahrheitssuchende Abenteuerin von unbändiger Neugier. Von Verehrern bedrängt, von Liebhabern umschwirrt, von politischen Gegnern verfolgt, führte sie ein Leben bewusst mit dem Rücken zur glanzvollen
Vor 125 Jahren, am 3. September 1883, starb in Paris der russische Erzähler Iwan Sergejewitsch Turgenjew.Die Neue Kraft will Kehraus machen. Alles, was in der alten Ordnung Bestand bewiesen hat, muss umgekrempelt, abgeschafft, in den Orkus der Geschichte befördert werden. Tabula rasa schwebt, als hemdsärmelige Arbeitsdevise, der Neuen Kraft vor. Altes Gerümpel stellt man vor die Tür, also werden die überkommenen Werte kultivierter Lebensführung kurzerhand entsorgt.Insbesondere Literatur und Kunst sind unter den neuen Verhältnissen der aufgeblasenen Dynamik und vollmundigen Windmacherei
Am Lebensende erinnerte sich Pinkas Braun seiner Jugend. Kurz nach Erscheinen seines Buches verstarb er.Sein Gesicht war unverkennbar im deutschen Film- und Fernsehalltag der sechziger und siebziger Jahre: scharfkantige Züge, unergründliches Lächeln, stechender Blick. Ein Gesicht, das mit seinem verschatteten Ausdruck abgründige Leidenschaften im Verborgenen hielt. Dazu kam die rauchig-markante Stimme, die der Gestalt vollends ihre rätselhafte Erscheinung gab. Kurz: Pinkas Braun war der Finsterling vom Dienst in den Francis-Durbridge- oder Edgar-Wallace-Straßenfegern der unvordenklichen
Der "polnische Ionesco", Sawomir Mrozek, gab auch zermürbende Erfahrungen der Lächerlichkeit preis. Als "Balthasar" schrieb er seine Lebenserinnerungen auf.Eine bizarre Jugenderinnerung an das Krakau unmittelbar nach dem Krieg. Dann die stalinistische Erstarrung, ablesbar an der Zerrissenheit des jungen Journalisten zwischen sinnloser Pflicht und vermutlich ebenso sinnloser Eifersucht. Und dazwischen der Zweifel und das Staunen über das offenkundig verschwundene kommunistische Ungeheuer: In diesem Spannungsfeld muss man sich das Leben und die Gedankenwelt von Sawomir Mrozek, des neben
Eine Biografie erzählt das Leben des Salonlieblings und Revolutionärs Nicolas Chamfort.Der von Witz und Charme sprühende Salonliebling und Frauenheld Nicolas Chamfort kostete das Leben vor und nach der Revolution 1789 in vollen Zügen aus. 1740 geboren, machte er als armer Abbé und Hauslehrer in Adelskreisen Karriere. Als Autor fasste er mit zwei Stücken Fuß am Theater, blieb aber doch ein Schriftsteller ohne Werk, wenn man von seinen auf ungezählten Zetteln hinterlassenen Aphorismen, Maximen, Epigrammen absieht - was man freilich nicht kann, gehören sie doch zum Glanz- und
Der griechische Erzähler Nikos Kazantzakis, Schöpfer von "Alexis Zorbas", starb vor 50 Jahren.Kein Bleiberecht für eine Schar unterstandsloser Flüchtlinge. Stattdessen eine herzlose Christengemeinde, die, angeführt von einem verbiesterten Kleriker, den Asylsuchenden erst den rechtmäßig erworbenen Ackergrund, dann in rufmörderischer Menschenjagd überhaupt das Existenzrecht im Dorf streitig macht. Das Abgefeimte dabei: Griechen vertreiben Griechen, und das mitten in Anatolien unter türkischer Herrschaft, im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, kurz vor der endgültigen Expatriierung