Tarnkappe und Tennis: Erich Kästner im Dritten Reich
Die Rolle Erich Kästners im Dritten Reich untersucht Tobias Lehmkuhl in seiner Studie "Der doppelte Erich". Er zeigt den Weg des Autors zwischen Anpassung und Widersetzlichkeit. Zum 125. Geburtstag Erich Kästners am 23. Februar.
Die Rolle Erich Kästners im Dritten Reich untersucht Tobias Lehmkuhl in seiner Studie "Der doppelte Erich". Er zeigt den Weg des Autors zwischen Anpassung und Widersetzlichkeit. Zum 125. Geburtstag Erich Kästners am 23. Februar.
Lebenskünstler, Glückskind, erfolgsverwöhnter Meister in nahezu sämtlichen literarischen Klassen – das alles war der Schriftsteller Erich Kästner, und er war es schon von seinen frühen publizistischen Anfängen an: Der vor 125 Jahren, am 23. Februar 1899, als Sohn eines Sattlermeisters geborene Dresdener war bereits mit knapp dreißig Jahren als Autor etabliert.
In der Weimarer Republik war er in einer Steilkurve zum überaus erfolgreichen Verfasser von Gedichtbänden, Kinder- und Jugendbüchern sowie Erwachsenenromanen aufgestiegen. Romane wie „Pünktchen und Anton“, „Das fliegende Klassenzimmer“, „Das doppelte Lottchen“, „Emil und die Detektive“ waren, millionenfach verkauft und in viele Weltsprachen übersetzt, im Nu zu Klassikern des Kinderbuchgenres geadelt.
Als Beiträger verschiedenster Zeitungen in Berlin publizierte der promovierte Germanist in den frühen dreißiger Jahren eine Fülle von Gedichten, Glossen, Reportagen und Rezensionen. Ein verschmitztes Allegro war bei den meisten Projekten, die er in Angriff nahm, der Tenor seines Schreibens. Die Bücher bezeugten viel Lockeres, charmant Dahinfabuliertes, doch niemals eine Flucht in den Elfenbeinturm abgewiesener Zeitzeugenschaft.
Arbeiten unter Pseudonym
Zuletzt hatte er 1931 mit dem halb autobiografischen Roman „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ einen großen Leserkreis begeistert. Diesen Status wollte er sich nicht ohne weiteres nehmen lassen, als die Nazis in Deutschland an die Macht kamen.
Als Publizist hatte er sie oft heftig bekämpft. In dem satirischen Gedicht „Ganz rechts zu singen“ hatte er beispielsweise unmissverständlich „die Dummheit als Volksbewegung“ gegeißelt: „Stoßt auf mit hellem hohem Klang! / Nun kommt das dritte Reich! / Ein Prosit unserem Stimmenfang!/ […] Wir brauchen eine Diktatur / Viel eher als einen Staat / Die deutschen Männer kapieren nur, / wenn überhaupt, nach Diktat“.
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