6632542-1956_46_16.jpg
Digital In Arbeit

Kirche und Lichtspieltheater

Werbung
Werbung
Werbung

Ein Versuch, über die Zusammenarbeit von Kirche und Lichtspieltheater Allgemeingültiges zu sagen, muß notwendigerweise den viel umfangreicheren Problemkreis des Verhältnisses von Kirche und Lichtspieltheater im allgemeinen aufreißen, über den man in wenigen Sätzen kaum mehr als eine kursorische Ucbersicht geben kann. Ich glaube sagen zu müssen, daß dieses Verhältnis noch immer von der Einstellung überschattet ist, die die katholische Kirche anfänglich gegenüber dem Lichtspieltheater wie dem Filmwesen überhaupt eingenommen hat, und obgleich diese Einstellung der unbedingten Ablehnung schon seit längerer Zeit einer ruhig abwägenden Haltung Platz gemacht hat, läßt sich doch ihre in gewissen Grenzen noch immer bestehende Fortwirkung nicht übersehen.

Berücksichtigt man diese dadurch gegebene und tausendfältig zur Auswirkung kommende Vorbelastung der auch auf Seiten der Lichtspieltheater als wünschenswert angesehenen Zusammenarbeit, so darf man sie als über.Erwarten gut bezeichnen. Dort vor allem, wo es darum geht, bestimmte förderungswürdige Filme der Oeffentlichkeit zu empfehlen, leistet die Katholische Filmkommission Dankenswertes. Leider zeigt sich aber immer wieder, daß allen Bemühungen der Zentralstellen der ErfölgVversagt bleiben muß, wenn von einzelnen Pfarren die Aufforderung, einen bestimmten Film zu empfehlen, unbeachtet gelassen wird. Es scheint so,-als üb manchenorts die Auffassung herrschen .würde, daß man mit einer solchen Empfehlung dem Ortskino gratis Reklame machen würde, während doch die Dinge so liegen, daß ohne publizistische Unterstützung und ohne das Wort von der Kanzel solche Filme in den Kinos überhaupt nicht Eingang finden könnten, weil ohne diese das Kino leer bleiben würde.

Selbstverständlich besteht auch auf Seiten der Lichtspielunternehmer nicht allerorts die richtige Einstellung zu diesen Dingen. Vielfach fehlt es auch hier an- der nötigen Aufgeschlossenheit und Einsicht, was sich aber zu einem Großteil daraus erklärt, daß die katholische Filmarbeit den einzelnen Kinounternehmern vor allem in der Form des Aushanges der Gutachten der Katholischen Filmkommission gegenübertritt. Hier an der Praxis der Gutachtenserstellung im einzelnen Kritik zu üben, würde zu weit führen. Im allgemeinen darf aber doch gesagt werden, daß die Zusammenfassung religiöser, künstlerischer, ethischer und filmtechnischer Beurteilungsgesichtspunkte zu einem einheitlichen Gutachten keine sehr glückliche Lösung darstellt. Dadurch wird nämlich auch dem künstlerischen und filmtechnischen Werturteil in den Augen der Gläubigen das Gewicht jener Autorität beigelegt, die dem Urteil der katholischen Kirche bzw. ihres hierzu berufenen Organes in bezug auf die ethisch-moralische Filmbeurteilung zukommt. Dieser LImstand ist es vor allem, der in Kreisen meiner Kollegenschaft beanstandet wird, weil er sich in der Praxis so auswirkt, daß auch ein Film, gegen den die katholische Kirche vom ethischen und religiösen Gesichtspunkte aus nichts einzuwenden hat, vor dem Publikum schlecht gemacht wird, weil der Verfasser der Kritik mit der künstlerischen oder technischen Leistung nicht einverstanden ist.

Ich glaube aber doch sagen zu dürfen, daß sich das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und dem Lichtspielwesen zusehends gebessert hat. Wie sich gerade aus der Veranstaltung des Filmsonntags, welche die rückhaltlose Unterstützung des Fachverbandes der Lichtspieltheater gefunden- hat, zeigt, lassen sich Wege der Zusammenarbeit finden und erfolgreich beschreiten. Ich hoffe und wünsche, daß diese solcherart angebahnte Zusammenarbeit sich allmählich immer weiter ausbreiten wird, und erblicke in der vom Bundesministerium für Unterricht gerade jetzt eingeleiteten Aktion zur Förderung des wertvollen Films eine Erweiterung der Basis dieser Zusammenarbeit.

Kommerzialrat, Vorsteher des Fachverbandes der Lichtspieltheater

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung