6581602-1951_20_18.jpg
Digital In Arbeit

IM STREIFLICHT

Werbung
Werbung
Werbung

Wieder einmal • sollen zehn Pereönlicfir keiten, die sich mit ihrem literarischen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Lebenswerk um das Ansehen der österreichischen Bundeshauptstadt verdient gemacht haben, aus der Hand des Wiener Bürgermeisters den Preis der Stadt Wien erhalten, In der Preisliste stehen einige bedeutende Namen, deren Trägern man die hohe öffentliche Auszeichnung mit Fug und Recht angedeihen läßt; daneben stehen aber einige andere, die zwar durchaus ehrenhafte Männer, aber doch wohl nicht gerade Heroen der Wiener Geisteswelt sein dürften; und wieder einige andere, bei denen man eigentlich nicht recht weiß, warum gerade sie unter vielen anderen und gewiß nicht schlechteren ausgewählt worden sind. Wie jener Graphiker etwa, der das Monopol zur Herstellung sozialistischer Parteiplakate und, bis zu einem gewissen Grad wenigstens, auch zur Organisation von unter städtischer Patn-nanz stehenden Ausstellungen besitzt. Es ist weiter nichts gegen ihn einzuwenden — aber ein gutes Dutzend anderer Plakatzeichner hätte nicht weniger Anspruch auf den Preis gehabt. Und das ist doch wohl der Sinn einer öffentlichen Ehrung, daß sie einen Unersetzbaren und auf seinem Gebiet Unübertreff-baren erreicht. — Wiederum wurden für bildende Kunst drei, für Literatur immerbin zwei Preise ausgesetzt, für die darstellende Kun6t aber wiederum nicht ein einziger. Unverständlich für Wien, die Gebuits6tadt 60 vieler großer Schauspieler und anderer Theaterleute! Und abermals hat man vergessen auch Förderungspreise an junge Künstler oder Wissenschaftler zu verleihen — wiewobl sie doch hier nicht weniger angebracht wären und mancherlei böse und arbeits-hemmende Not erleichtern könnten ...

hl aller Stille fand dieser Tage auf einer Ausschußsitzung des Fachverbandes der Lichtspieltheater Österreichs die quasi Grundsteinlegung der im Zusammenhang mit den letzten Filmvorfällen immer wieder öffentlich gewünschten Filmselbstkontrolle statt. Bis zur Dachgleiche, um im Bilde zu bleiben, gilt es wohl noch ein Stüde sauerster Arbeit zu leisten. Es ist das gute Recht des genannten Fachverbandes, in seinem Organ mit aller Gründlichkeit und im allgemeinen sehr ruhig und sachlich sich mit den Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, die bis zur Verwirklichung der Institution noch überwunden werden müssen, und dabei sachte, aber unmißverständlich darauf hinzuweisen, daß die kommende Einrichtung, soll sie nicht vom Start weg ihr Wesen und ihren Sinn verlieren, eine Einrichtung der F i 1 m w i r t-schaft sein und bleiben müsse, in die man von branchenfremder Seite nicht allzusehr hineinpfuschen möge. Zugegeben. Das deutsche Beispiel zeigt jedoch, daß im kritischen Fall gerade diese wirtschaftliche Autarkie der Institution zu versagen die Neigung hat... Auch die Schlußanmerkung des zitierten Artikels, daß die Filmwirtschaft „weder die Geschäfte der Jugenderzieher noch der Religionsgemeinschaften oder des Staates zu besorgen haben“, ist gelinde gesagt, nicht sehr glücklich formuliert. Wenn schon von „Geschäften“ die Rede sein kann, dann doch nur von denen der Wirtschaft mit ungeeigneter, gefahrbringender Ware. (Die „Geschäfte“ der Erzieher und Kulturpolitiker sind, nebenbei bemerkt, notorisch die uneinträglichsten, un-bedanktesten und schlechtest bezahlten im ganzen Lande!)

Die Wiener Musikakademie hat roreiniger Zeit einen namhaften australischen Musikgelehrten eingeladen, drei Vorträge zu halten. Der Gelehrte unterbrach ein Kolleg, das er in Paris an der Sorbonne hielt, setzte sich in die Bahn und kam nach Wien. Sein erster Vortragsabend war von etwa zwanzig Menschen besucht — die Veranstalter hatten nämlich versäumt, Öffentlichkeit und Presse rechtzeitig von diesen Vorträgen zu unterrichten. Sie hatten auch vergessen, den Vortrag mit einigen begrüßenden Worten einzuleiten oder mit einigen Dankbezeigungen zu beschließen. Es war ihnen überhaupt ganz entfallen, daß min sich um einen Gast auch zu bekümmern hat, wenn man ihn einlädt... PS.: Die weiteren zwei Vorträge wurden abgesagt. Aber nicht von der Musikakademie.

Das Volksbildungshauskino in der Stöbergasse läßt den Film „Cheyenne* über seine Leinwand laufen. Am Ludo-Hartmann-Platz führt man das „Land des Lächelns“ auf. Und das Volksbildungshaus Aisergrund, dem gleichfalls ein Vorführungsapparat zur Verfügung steht, läßt sich nicht nehmen, hintereinander den „Graf von Luxemburg“, „Gräfin Maritza“ und den „Vogelhändler“ aus der Filmmottenkiste zu holen. Zu Volksbildungszwecken? Um dem Publikum zu zeigen, was ein drittklassiger Rowdyfilm, was längst verschimmelte Filmoperetten sind? Aber wahrhaftig, um das au lernen, brauchte man wirklich nicht ins Volksbildungshauskino zu gehen ...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung