6550661-1947_40_11.jpg
Digital In Arbeit

Film in höherem Dienst

Werbung
Werbung
Werbung

Die öffentliche Meinung wird vorzüglich durch Rundfunk, Presse und Film beherrscht: von dort her kommen Lehre und Wille des „man“. Je eindringlicher diese Instrumente gehandhabt werden, um so mehr gerät der Mensch in die Masse, und um so schwieriger ist es, sich als Persönlichkeit davon in einem eigenen, kritisch nachvollzogenen Urteil frei zu halten. Dieser Entwürdigung des Menschen steht die Kirche als Verteidigerin des Menschen entgegen; nicht aus eigenem Machtanspruch und nicht aus selbstischem Machtstreben; sie hat die Weltsendung Christi durch ihr Lehramt zu vollziehen. Durch Lehre, Rat und Verbot greift sie versittlichend ins Gewissen des Menschen ein und ruft seine Verantwortlichkeit wach.

Die Kirche hat also auch im Filmwesen mitzureden. Denn der Film ist die eindruck-vollste Art der Propaganda für Ideen und Ideale, weil dem Zuschauer, der äußerlich verhältnismäßig ruhig und bequem dasitzt, in einer raschen Aufeinanderfolge ein Geschehnis dargeboten wird, das er erst hinterher, wenn er den Gesamtablauf des Films miterlebt hat, einer Kritik unterziehen kann. Schuld an dieser Distanzlosigkeit zum Filmband sind das Bild, das bewegte Bild, und die Sprache sowie der schnelle Ablauf des Filmgeschehens. Darum aber auch die Gewalt des Eindrucks. — Dazu kommt, daß der Filmbesucher gerade eine andere Eindruckswelt sucht als die seines Alltags; ihn will er fliehen. Noch mehr: er will sogar aus sich und dem geringen Ausschnitt verwirklichter Möglichkeiten entkommen und zu einem wenigstens miterlebten Dasein in einem Filmhelden gelangen. Es geht bei dieser Flucht nicht wie beim Theater darum, daß sie zur Erholung im Wesentlichen, im Ewigen des Menschseins werden soll, sondern zur Befriedigung des eigenen versäumten Lebens auf dieser Erde. Dem kommt der Film mit dem mythischen Wesen des Stars entgegen, dem spiegelnden „Typ“ menschlicher Traumwelten; nicht metaphysische Ideale, sondern Zelluloidideale werden gesucht und geboten. Weil nun durch den Film derart die öffentliche Meinung über das Menschenbild eindrucksvoll, oberflächlich und typisiert gebildet wird, erwächst der Kirche die Aufgabe: das Bild vom Menschen als einem Ebenbilde Gottes wahren zu helfen; dazu die weitere Aufgabe zur sittlichen Erziehung des menschlichen Gewissens: das Gute und Böse auseinanderhalten zu lehren. Denn der Eindruck, den* das Böse macht, ist größer und geht in die Breite der Masse; das Gute macht Eindruck auf die Persönlichkeit und muß immer ein wenig in Kauf nehmen, auf der Filmleinwand uninteressant zu erscheinen, da es zum Wesen des guten Werkes gehört, die Verborgenheit zu suchen.

Diesen Aufgaben gegenüber hat die Kirche eine Arbeit und eine Sorge je eigener Art übernommen.

Die Arbeit der Kirche am Film geschieht auf mannigfache Weise. Papst Pius XI. hat 1930 in der Enzyklika über Jugenderziehung „Divini illius Magistri“ erstmals öffentlich zum pädagogischen Wert und Schaden des Films Stellung genommen; desgleichen hat Papst Pius XL in einer eigenen Enzyklika über' den Film, „Vigilanti cura“, das Für und Wider zum Film ausgesprochen und Richtungen zur Hilfe und Abhilfe angegeben. Aus mehrfachen Ansätzen hat sich dann daraus das OC1C gebildet, das „Office catholique internationale du cinema“; es tritt alljährlich in Kongressen zusammen; heuer in Brüssel vom 16. bis 22. Juni. Von dieser Zentralstelle aus wird die Arbeit der Kirche am Filmwesen geleitet. Sektionen beschäftigen sich mit Filmzensur, Filmkritik, Filmherstellung und -verleih, mit der Vereinigung der Filmtechniker, mit der Filmzeitung, dem Film im Missionslande und in den einzelnen Nationen usw. Pädagogische, kulturelle, wissenschaftliche Arbeit und Mitarbeit sollen im Geiste der Kirche die Wahrheit vom Menschen und die christliche Sittlichkeit verteidigen. Es geht hiebei also um die Rettung des schon Bestehenden: vorhandene Filme und Filmunternehmen sollen dem bloßen Geschäftsgeist entzogen werden, der aus den Massenforderungen des Publikums Geld schlagen will. Die Arbeit der Kirche am Film ist also erzieherisch.

Die Sorge der Kirche richtet sich nicht direkt auf den Film, sondern ist Seelsorge an den Trägern der Filmarbeit, vor allem an den Filmkünstlern, die durch diese Arbeit vor allem in Gefahren künstlerischer Art kommen, die (und das ist eine Eigenart des Künstlers überhaupt) immer im engsten Zusammenhang mit dem persönlichen Leben stehen. Hier hat die Kirche Sorge um die Seelen derer, die diesem ganzen Filmwesen berufsmäßig dienen. Wenn diese Sorge einen Erfolg hat, wird aber indirekt dadurch die genannte Arbeit am Film selbst allmählich überflüssig: denn ein Christ wird sowohl als Unternehmer wie als Schauspieler gegen „menschenunmögliche“ Filminhalte protestieren und positiv Filme schaffen, die dem Menschenbilde und der Sittlichkeit dienen. Da sich aber der Film selbst nicht so leicht ändert und andererseits das Filmpersonal wechselt, müssen Arbeit und Sorge der Kirche * immer zugleich wirksam sein; das heißt die Kirche muß neben- und miteinander ihre Arbeit am Film und ihre Seelsorge am Filmpersonal ausüben.

Im Dienste der Kirche steht der Film schon lange. Diapositiv, Stehfilm, Kurzfilm als Kultur- oder Unterhaltungsfilm sind in Schule und Pfarrei im Gebrauch. Der Katechet kann und soll nicht auf den Anschauungsunterricht verzichten, der durch den Film in gesteigertem, eindrucksvollstem Maße gewährt wird. Pfarrleben und kirchlicher Gemeinschaftssinn werden durch Vorführungen von großen katholischen Kundgebungen gefördert. Und da wir uns bereits in einem echten Missionslande befinden, sind Filme wie der Papstfilm „Pastor Angelicus“ und andere, die religiösen Inhalts sind, zugleich werbend und erbauend. -

Die Menschliche Schwäche, die Müdigkeit der Menschen, das „Kind im Menschen“ und andej-e psychologische, ethische, physische Gründe drohen immer wieder den Menschen zu versuchen, daß er ausbreche oder innerhalb seiner religiös gerichteten Sittlichkeit „im Leben“ zu kurz zu kommen meint. Die Erzieherin der Christen, die Sorgende ums Ewige, die Hüterin der Wahrheit Jesu, Christi hat mit dem zu rechnen. Darum nimmt sie unter ihre Aufgaben auch Arbeit und Sorge um den Film; denn sie ist — um ein Wort Werfeis abzuwandeln — der Schutz des Menschen vor dem Menschen durch den Gottmenschen um Gottes Willen.

#

Für das Thema „Film und katholische Kirche“ hat sich die „Gesellschaft der Filmfreunde Österreichs“ interessiert; sie ließ kürzlich durch den Verfasser unseres Artikels einen öffentlichen Vortrag halten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung