4_aufmacher - Sechstagerennen: Max Oppenheimer starb am 19. Mai 1954 einsam in New York, nachdem er – 1885 in Wien geboren – vor den Nationalsozialisten fliehen musste. Sein Bild „Sechstagerennen“ entstand 1929. - © Leopold Museum

Feine Sensoren: Max Oppenheimer im Leopold Museum

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Das Leopold Museum hebt Max Oppenheimer als einen der ersten heimischen Expressionisten hervor und setzt ihn in Beziehung zu Egon Schiele und Oskar Kokoschka.

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Das Leopold Museum hebt Max Oppenheimer als einen der ersten heimischen Expressionisten hervor und setzt ihn in Beziehung zu Egon Schiele und Oskar Kokoschka.

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Knöchrige Hände, Gesichtsausdrücke, die tief blicken lassen, und all das einmal mit expressionistischen, einmal mit kubistischen oder futuristischen Stilmitteln – oder auch mit allen in Kombination. Die Gemälde Max Oppenheimers heben sich von jenen anderer Künstler und Künstlerinnen seiner Zeit ab und lassen doch auf Vorbilder wie Rembrandt oder El Greco und auf Weggefährten wie Egon Schiele schließen.

Eine umfassende Ausstellung im Leopold Museum zeigt ihn als Expressionisten der ersten Stunde. Es ist die bisher größte Retrospektive zu seinem Schaffen hierzulande, die einen wichtigen Künstler aus der Zeit von Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka aus der Vergessenheit holen möchte. Apropos Schiele: Dass er nicht nur fast gleichzeitig mit Oppenheimer den Expressionismus für sich entdeckte, sondern mit diesemzeitweise auch Atelier und sogar Papier teilte, stellt Kurator und Direktor Hans-Peter Wipplinger in einem eigenen Raum vor. Da hängt ein Werk Oppenheimers, auf dessen Rückseite sich eine Arbeit von Schiele befindet, ebenso wie ein Neuankauf, ein Selbstbildnis Oppenheimers, das lange als verschollen galt und das seine Stilmittel besonders hervorstreicht. „Ich glaube, dass Oppenheimer beispielsweise Einfluss darauf hatte, wie Schiele später Hände malte.“ Schon früh schuf Oppenheimer auch ein Porträt von Schiele, das die typischen knöchrigen Hände aufweist.

Gegenüberstellungen

Als Gegenüberstellung sieht man Schieles bekanntes nacktes Selbstbildnis neben einer Kopie eines verschollenen Werks Oppenheimers. Die Bilder ähneln einander in der Machart. In letzterem stellt sich Oppenheimer selbst als der Gekreuzigte dar, der unter den Blicken von Schiele, Altenberg und Kraus vom Kreuz genommen wird – daneben steht Oskar Kokoschka. Dass mit diesem eine scharfe Konkurrenzsituation einer Freundschaft folgte, zeigt Wipplinger in einem eigenen Raum.Generell geht er zwar chronologisch vor, gruppiert die Werke aber in Themengruppen.So findet sich auch eigener Saal zu Oppenheimers Porträts, in denen dieser stark den psychoanalytischen Aspekt hervorkehrt. Nicht von ungefähr hängt hier auch Sigmund Freud: Oppenheimer teilte das Interesse vieler Zeitgenossen an einem Eintauchen in die Seele der Menschen. „Die Psychologisierung war ihm besonders wichtig“, sagt Wipplinger. „Er hatte sehr feine Sensoren und nahm viele Charaktereigenschaften in seine Porträts auf. Gleichzeitig tat er dies nicht im Sinne eines bösartigen Röntgenbilds wie Kokoschka oder einer Verklärung eines Klimt, sondern sehr nahe an der Wirklichkeit.“ Unter den Gemälden finden sich bekannte Gesichter der damaligen Kulturszene wie Arnold Schönberg und die Brüder Heinrich und Thomas Mann.

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