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In memoriam Egon Schiele

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Das Katastrophenjahr 1918 das den Zusammenbruch der österreichischungarischen Monarchie sah, brachte auch eine entscheidende Zäsur in der österreichischen Kunst. Am 6. Februar starb Gustav Klimt, der erst in. seinen letzten .Lebensjahren wieder zu einer für ihn neuen dreidimensionalen Räumlichkeit strebte, und am 31. Oktober der um achtundzwanzig Jahre jüngere Egon Schiele, dessen letzte Werke ähnliche Bestrebungen zeigen. Dem fünfzigsten Todestag Schieies gedenkt Österreich in drei ausgezeichneten, würdigen und schönen Ausstellungen, die in der Graphischen Sammlung Albertina, im Historischen Museum der Stadt Wien und in der österreichischen Galerie im Oberen Belvedere untergebracht wurden.

Es war ein richtiger Gedanke der Albertina, in Verbindung mit Schiele auch das Todesjahr Klimts durch eine übersichtliche Dokumentation des Lebens und Werkes des Künstlers und durch die Präsentation von 127 Meisterwerken dieses großen Zeichners, die aus der ganzen Welt zusammengetragen wurden, zu ehren und damit die Verbindung zu zeigen, die von ihm zu Schiele besteht. Aber auch gleichzeitig das Trennende, denn so sehr der fast eine Generation Jüngere dem Werk Klimts auch verpflichtet ist, so sehr ist er doch durch ein ganz anderes existentielles Lebensgefühl. von ihm getrennt; durch eine leidvolle Schärfe expressiver Umsetzung der Wirklichkeit, die erst knapp vor seinem Tod, der für seine mögliche weitere Entwicklung ein großes Fragezeichen setzt, in sachlichere, gemildetere Bahnen einmündet. Die Auswahl der graphischen Blätter Schieles, der Zeichnungen und Aquarelle in der Albertina läßt wie jene der Klimtschen Blätter keinen Wunsch offen.

Die Albertina hat auch ihr reiches Egon-Schiele-Archiv dem Historischen Museum der Stadt Wien zur Verfügung gestellt, das mit dessen und anderen Dokumenten eine schöne und ergreifende Ausstellung über das Leben und Werk des Malers in liebevoller Kleinarbeit gestaltet hat. Hier ist das menschliche Herzstück der drei Ausstellungen zu finden, der tragische Weg eines Lebens, das sich im Gewitter der Zeit nicht vollenden durfte und doch seine eigene Vollendung in sich trug.

Das wird besonders im Oberen Belvedere deutlich, wo zweiundsiebzig Ölbilder Schieies zu sehen sind, und dm Rückblick der Maler Schiele eindeutig vom Graphiker überschattet wird. Als Schiele starb, war Cėzanne bereits zwölf Jahre tot, die Anfänge des Kubismus lagen zehn Jahre zurück und der fast neun Jahre vor Schiele geborene Picasso wandte sich den synthetischen Kubismus ausbauenden Bildern und parallel dazu seiner neuen realistischen und klassizistischen Phase zu.

Wie die anderen Ausstellungen ist auch jene im Belvedere eindrucksvoll gestaltet. Eine besondere Würdigung gebührt den hervorragend erarbeiteten Katalogen, unter denen der der Albertina durch seine graphische Gestaltung auffällt. Es muß noch darauf hingewiesen werden, daß die Ausstellungen bis zum 15. September zu sehen sind, mit Ausnahme jener der Albertina, die bereits am 16. Juni schließt. Claus Pack.

Den Salzburger Osterfestspielen HerbertvonKarajans gingen heuer, gleichsam als familiäres Präludium, die Geburtstagsfeierlich,- 1 keiten für ihren Maestro voraus. Die Festspielstadt huldigte ihrem Sohn zu seinem 60. Geburtstag durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes, Ehrungen seitens des Landes schlossen sich an, die Berliner Philharmoniker brachten dem Jubilar im Gar- ten seines Hauses ein Morgenständchen, und das Salzburger Telegraphenamt vermochte die Flut der einlaufenden Glückwunschbolschaften kaum zu bewältigen. So standen die Osterfestspiele 1968 schon zu Beginn unter einem freundlichen Stern. Am Palmsonntag schimmerte „D a s Rh ein g ol d” über dunklen Gründen, Vorzeichen eines Sieges der kühnen Unternehmung, die den Wagnersehen Musikdramen in der Mozartstadt ein festliches Gastrecht erwirken soll. Nüchtern gesprochen; der internationale Besucherstrom, der Kampf um die Eintrittskarten und die Teilnahme der ganzen musikalischen Welt an dem Ereignis haben auch den Skeptiker überzeugt, daß Karajan seiner Heimatstadt mit den Osterfestspielen ein Geschenk gemacht hat. Holzmeisters Neues Festspielhaus erhält eine Funktion, die seinen Ausmaßen entspricht und seine technische Einrichtung voll beansprucht. Und schließlich erbringt der Organisator Karajan den Nachweis, daß selbst Festspiele solcher Größenordnung auf privatwirtschaftlicher Basis und sogar ohnß Subventionen durchzuführen sind. Allerdings bedarf es dazu eines Mannes seiner universellen Begabung. Wir werden über die Veranstaltungen in der nächsten Nummer der furche” ausführlich berichten.

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