4 Aufmacher.j - © Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien

„Kolossal“: Rendezvous der Giganten im Belvedere

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Die Wirkung riesiger Gemälde zeigt das Belvedere in seiner Sommerausstellung „Kolossal“, mit 19 Arbeiten aus verschiedenen Epochen.

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Die Wirkung riesiger Gemälde zeigt das Belvedere in seiner Sommerausstellung „Kolossal“, mit 19 Arbeiten aus verschiedenen Epochen.

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Eindringlich schauen sie einen an. Man kann sich ihrem Blick nicht entziehen und hat förmlich das Gefühl, die Tiere würden sich im nächsten Moment auf einen stürzen: Die Vögel in Karl Hucks „Erwachen“, vermutlich sind es Mönchsgeier, machen gleich zu Beginn klar, was man im Belvedere mit der Ausstellung „Kolossal“ möchte – die unmittelbare und starke Wirkung von riesigen Gemälden spürbar machen.

Neunzehn Arbeiten aus verschiedenen Epochen hat man für die Sommerausstellung im Unteren Belvedere ausgewählt, viele gehen über das menschliche Körpermaß hinaus. Weder thematisch noch zeitlich hat man sich festgelegt, es geht rein um die Frage, für welche Art von Bildern sich Künstler und (viel weniger) Künstlerinnen das Großformat aussuchten.

Romantische Landschaften stehen dabei monochromer Farbfeldmalerei gegenüber. Von Hubert Scheibl fühlt man sich in bunte Nebel getaucht, von Hans Makart bekommt man die Opulenz der Historienmalerei vorgeführt. Neben den eingangs genannten Vögeln hängt Albin Egger-Lienzʼ „Totentanz von Anno Neun“, das vier bewaffnete Bauern in den Krieg ziehen lässt und dem Betrachter gerade durch die Größe das Gefühl gibt, involviert zu sein. Gegenüber sieht man ein monumentales Schüttbild von Hermann Nitsch, an den Seiten die hochbarocke „Ekstase des heiligen Franziskus“ und Max Oppenheimers „Die Philharmoniker“.

In Letzterem hat sich der Maler über Jahrzehnte mit dem Zusammenfügen einzelner Porträts von Orchestermusikern minutiös auseinandergesetzt, um ein Kunstwerk zu schaffen, das er während seines Exils in den USA vielfach ausstellte. Doch der Wunsch, es nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder nach Österreich zu bringen, wurde ihm selbst verwehrt. Nach seinem Tod wurde es von der Republik Österreich angekauft. Wie er dabei Gustav Mahler mit ausladender Geste am Pult und so manch verzwicktes Gesicht eines Instrumentalisten zeigt, ist charakteristisch. Wie plötzlich mitten unter den Musikern eine Tastatur samt Händen ohne zugehörige Person auftaucht, lässt erkennen, dass er durchaus nicht nur die Menschen selbst, sondern auch die Wirkung von Musik malen wollte.

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