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Philharmonische Programme?

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Vergleicht man die Vortragsfolgen österreichischer und deutscher Konzertinstitute mit denen anderer Länder, so kann man feststellen, daß sie von hohem Niveau sind und auch auf den Stil der einzelnen Werke Bedacht nehmen. Das ist weder das ausschließliche Verdienst der gegenwärtigen Konzertveranstalter, noch der Dirigenten, sondern Ergebnis einer jahrzehntelangen Tradition und Antwort auf die Ansprüche eines sehr verwöhnten Konzertpublikums. Durch besondere Exklusivität zeichnen sich die Programme der Philharmoniker aus, und nicht ganz zu Unrecht konnte ihnen der Vorwurf gemacht werden, daß ihre Exklusivität gegenüber Werken der zeitgenössischen Musik zu weit ginge. Auf diesem Gebiet könnten, ohne daß die philharmonischen Konzerte Experimcntalveranstaltungen würden, unserer Meinung nach ruhig „Konzessionen“ gemacht werden. Weniger erfreulich sind dagegen die Konzessionen, von denen die Programme des 6. und 7. Abonnementskonzerts Zeugnis ablegen. Die Deutschen Tänze von Mozart, die Nußknackersuite von Tschaikowsky, die Ouvertüre zu den „Lustigen Weibern" von Nicolai und der „Till Eulenspiegel“ sind sicher ausgezeichnete Kompositionen, aber die Häufung solcher Werke in zwei aufeinanderfolgenden Konzerten biegt die Generallinie ab und nähert sie bedenklich Unterhaltungskonzerten. Diese gemischten Programme trugen deutlich die Anzeichen des Improvisierten und gehen wohl zum geringsten Teil auf Rechnung des Orchesters. Sollte es Dirigenten geben, die das Orchester bis zum vorletzten Augenblick „hängen" lassen und die Mühe intensiver Probenarbeit scheuen? Dähin. aber darf es nidit kommen, daß man spielt, was gerade zur Hand ist und das Publikum, auch wenn es sich zunächst durchaus freundlidi verhält, in deh philharmonischen Konzerten mit leichter Kost abgespeist wird. Und noch etwas: es kommt nidit so sehr auf die Länge des Programms und die Häufigkeit der Veranstaltungen an, sondern ausschließlich auf die Qualität. Noch immer haben die Darbietungen des Orchesters allerhöchstes Niveau, und im letzten Konzert hat das Orchester auch wieder programmmäßig „aufgeholt“. Die Darbietung der IV. Symphonie von Schumann und der III. von Bruckner unter Knappertsbusch, der auch die vorausgegangenen Konzerte, . dirigierte, ließ kaum einen Wunsch offen und hielt sidi auf jener Höhe, die wir stets dankbar anerkennen und auf die alle aufrichtigen Freunde unseres repräsentativen Orchesters stolz sind.

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