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Musikleben der Großstadt

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In einem Musikbrief aas Berlin, der auch einen Rüdtblick auf die vergangene Konzertspielzert enthält, lesen wir: „Der Lebhaftigkeit ond Rührigkeit des Theaterlebens steht eine gewisse Stagnation im Konzertleben gegenüber. Berlin verfügt über nicht weniger als vier repräsentative Orchester, besitzt aber nicht einen Dirigenten von wirklichem Format. Im vergangenen Konzertwinter konnte es keinen bedeutenden Gastdirigenten aus dem übrigen Deutschland gewinnen, während auf eine Reihe bisher bekannter Namen wegen ihrer politischen Belastung verzichtet werden mußte. Im übrigen überwiegt die Quantität der Konzerte bei weitem deren Qualität, da zum Beispiel zahllose Halbtalente und mittelmäßig begabte Nachwuchsmusiker heute das Recht zu haben glauben, mit ihren Leistungen vor die Öffentlichkeit treten zu können. Da auch in Berlin das Geld vielfach knapp zu werden beginnt, sind diese Konzerte natürlich dementsprechend besucht.“

Das alles trifft fast Punkt für Punkt auch auf die vergangene Wiener Konzert-Saison ms, die außerdem auch unter emsr mangelnden Planung ra leiden hatte.

Lediglich die Veranstaltungen der Internationalen Gesellschaft für neue Musik und die Zyklen russischer Orchester- und Kammermusik ließen eine einheitliche Linie erkennen. Nun treten zu Beginn der neuen Spielzeit die Wiener Konzerthausgesellschaft und die Gesellschaft der Musikfreunde mit einem Programm vor die Öffentlichkeit, das in seiner Vielfalt und Geschlossenheit als vorbildlich bezeichnet werden kann und dem wir nur wünschen, daß es auch zur Gänze in die Tat umgesetzt werden möge. Zyklen von symphonischen Konzerten mit je einem klassischen Werk (Beethoven-Symphonien), einem Konzert und einem modernen Werk, eine

Reihe TOB sechs „Pro-Arte-Konzerten“, che einen Oberblick über die Entwicklung der symphonischen Musik von Bach bis Proko-fieff geben sollen, Kammermusikabende mit in- und ausländischen Solisten, Liederabende, in denen größere, selten gehörte Zyklen aufgeführt werden, die Reihe der Phi'lharmom-kerkonzerte (deren Programme als die einzigen noch nicht feststehen) — alle diese Veranstaltungen werden dazu beitragen, daß Wien sein altes Ansehen als führende Musikstadt wieder zurückerobert, dsfß die Musikfreunde der älteren Generation wieder voll zu ihrem Recht kommen, daß aber audi der Jugend, indem man sie selbst zu Wort kommen läßt, vielfache Anregung geboten wird.

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