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IM STREIFLICHT

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SEHR nahe daran war es zu Weihnachten, daß die alte Haydn-Hymne wieder zu Ehren gekommen wäre. Zwar nicht als offizielle Bundeshymne, sondern als Einlage zu dem neu verfilmten alten „Weißen Rössel. Aber auch diese ungefährliche Wiedererweckung war dem sozialistischen Wiener Kinokonzern zu gefährlich, und er schnitt so roh in den Film hinein, daß Produktion und Verleih laut aufschrien, Regisseur und Hauptdarsteller aber schweigend der Wiener Galapremiere fernblieben. Mittlerweile war die Hymne auf dem Tonband durch das unverbindlichere „O du mein Osterreich“ ersetzt worden. Aber auch diese Töne erschienen am Abend der Festaufführung einigen gereizten Besuchern noch zu legdtiimistisch: sie versuchten, die Beafallsspender niederzuzisdien, mußten sich aber schließlich der demokratischen Mehrheit fügen und verstummten. Am nervenstärksten erwies sich in allem Hader ringsum die Buchhaltung der Kiba, die seither ungerührt den fetten Kasseneingang einstreicht, ohne viel darum zu fragen, ob das Goldäpfel werfende Rössel weiß oder rot oder gar (schwarzgelb) gestreift ist.

IM Art-Club scheint nach einigen, übrigens recht unnötigen, Ausstellungsmißeriolgen wieder einmal eine Krise ausgebrochen zu senj man hört von Rücktritten, Umgestaltungen, neuer oder gar keiner Organisation, von Sezessionen und allem möglichen anderen... Nun, wir wollen dem Klub noch keinen Nachruf halten, sondern immer noch hoffen, daß es den Künstlern unter seinen Mitgliedern gelingen möge, sich von dem niederziehenden Ballast seiner Mitläufer zu befreien. Denn, was immer man gegen den Art-Club einwenden mag: als ein kleinerer Hecht im großen Karpfenteich hat er zweifellos gewisse Funktionen zu erfüllen v .

SEHR geehrte Herren! Die herrschende Krise in Kunst und Kultur hat midi als Kunstinteressenten veranlaßt, im Rahmen der mir gebotenen Möglichkeiten an deren Überwindung mitzuhelfen ... Dieser Idee folgend, halbe ich midi entschlossen, mein Lokal, das Cafe Weimar, insofern in den Dienst der Kunst zu stellen, als ich ab sofort alten verfügbaren Raum aur Verfügung stelle. Ab Dezember sind dem allgemeinen Publikum Gemälde und Plastiken im Rahmen einer laufenden Schaustellung zugänglich, deren äußeres Geeicht mit jedem 15. des jeweiligen Monats geändert wird,“ So lautet der Brief eines Kaffeehausbesitzers von der Währinger Straße 68 — und wir können nicht umhin, ihn als höchst beispielhaft und liebenswürdig zu schätzen. Und wir würdigen die Initiative seines Autore um so mehr, als er für seine Kaffeehausexposition wirklich interessante und moderne Maler (unter anderem Kla-sek, Paar, Potuznik, Schmal, Stockbauer, Stransky und Swoboda) gewonnen hat. Dem Kaffeehaus wird's nicht schaden, den Künstlern auch nicht, und dem einen oder andecen unter den Gästen wird's vielleicht sogar gana gut tun, mit Kunstwerken in Berührung zu kommen...

WENN ein berühmtes Orchester ein Konzert anzeigt und wenn dann, weil der Dirigent erkrankt — nicht plötzlich, sondern schon eine Woche vor dem Termin! — das vorgesehene Konzert abgesagt wird, so kann der Eindruck entstehen, als würden bei uns Konzerte nicht in erster Linie wegen der aufzuführenden Werke, sondern wegen des. Dirigenten veranstaltet. Sind doch in der Musikstadt Wien immer ein oder zwei tüchtige Musiker anwesend, die innerhalb weniger Tage imstande wären, nach zwei oder drei Proben einzuspringen. — „Philharmoniker“ bedeutet doch: Musik-Freunde — und nicht Star-Anbeter.

EINER unserer jungen und erfolgreichsten Künstler kehrte von einer Uberseetournee zurück. Dort spielte' er, neben den Klassikern, auch Werke von Debussy, Ravel und Prokofieff. Während der nächsten Wochen absolviert der junge Pianist hier vier Konzerte. Im ersten spielt er Bach, Mozart, Besthoven und Chopin; im zweiten: Mozart; im dritten: Beethoven. Und im vierten: wieder Beethoven. Also Beethoven vor allem, obwohl das noch nicht Guldas unbedingte Stärke ist. Warum wohl? Weil er nicht« anderes spielen will? Nein, sondern weil die „Zyklen“ so gebaut sind, in denen er mitwirkt!

EIN östeireacfais<her Sender überträgt nach einer Bandaufnahme das letzte Orchester-konzert unter Paul Klectoi mit Honeggers V. Symphonie mit dem Untertitel „di tre re. Der Ansager interpretiert: .Die Symphonie von den Heiligen drei Königen“ und übersetet für die Hörer des angeschlossenen framzösBsdien Rundfunks „ta Symphonie, dite des trois rois. Neon, das eben bedeutet der Titel nicht — wie in unserem vorletzten Kunstberidrt nachzulesen ist. Als Entschuldigung mag gelten, daß die Assoziation mit dem bevorstehenden Fest nahelag. Aber: Titel und Assoziationen... Das ist doch ein bißchen unsicher!

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