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Austrian Ladies — bekannt und beliebt

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„Dürr wie ein Korea-Kind“ — manchmal hört man in Osterreich noch diese Kennzeichnung aus , längst vergangenen Tagen, die mittlerweile durch Katastrophen in anderen Regionen überholt ist. Es gab einmal so etwas wie ein Korea-Bewußtsein in Österreich - dank der Katholischen Frauenbewegung, die vor dreißig Jahren mit ihrer Korea-Hilfsaktion begann.

Sidonie Oberthaler aus Linz hatte die Idee des Familienfasttages geboren mit dem Ziel, unterentwickelten Ländern zu helfen. Korea kam zu dem Zeitpunkt sofort in die engere Auswahl. Südkorea — von der Fläche (99.117 Quadratkilometer) her mit Österreich vergleichbar — erschien als ideales Gebiet für Hilfe aus Österreich.

Durch österreichische Missionspriester gab es schon längere Kontakte, dem Beginn einer Zusammenarbeit stand nichts im Wege.

In den vergangenen drei Jahrzehnten sind aus den Spenden des Familienfasttages immerhin 182 Millionen Schilling nach Korea geflossen, Millionen Menschen konnte geholfen werden.

Direktes, persönliches Engagement durch bisher 30 österreichische Entwicklungshelferinnen hat die Frauenbewegung in Korea höchst populär gemacht. Die liebevoll „Austrian Ladies“ genannten Frauen erfreuen sich größter Beliebtheit und sind im ganzen Land bekannt.

Die Referentin für -Entwicklungsförderung der KFBÖ, Christa Esterhazy, Motor vieler Korea-Hilfe-Anstrengungen, erklärt diese Beliebtheit so: „Die Austrian Ladies sind ganz einfach der Inbegriff für gezielte, unbürokratische, aber sehr genaue und effektive Aufbauarbeit.“

Anfänglich wurden von der KFBÖ hauptsächlich Spitäler und Schulen und andere für ein Land nach dem Krieg wichtige Institutionen errichtet. Nach dem wirtschaftlichen Um- und Aufschwung Südkoreas wurden die Anstrengungen auf den Bildungssektor verlagert.

Nach wie vor muß aber auch gegen die Lepra angekämpft werden, obwohl der Staat viel zur Verbesserung der Situation der

Leprakranken getan hat. österreichische Schwestern sind von der Leprosen-Insel Sorokdo kaum mehr wegzudenken.

Die Anstrengungen der Österreicherinnen in der Bildungsarbeit in Südkorea sind sehr groß und überall gegenwärtig. In allen Diözesen des Landes gibt es heute Bildungshäuser der KFBÖ.

Zahlreiche Stipendien für Schüler und Studenten wurden vergeben. Die Unterstützung von Bildungseinrichtungen hat in einem Land, das nach dem wirtschaftlichen auch einen intellektuellen Aufschwung nehmen will, große Bedeutung.

Die gesamtkoreanische Bildung wird derzeit zu einem großen Teil durch die katholische Arbeiterjugend bestimmt — was nicht selten politische Schwierigkeiten nach sich zieht. So ist der momentane Ansturm auf die Katholische Kirche (siehe Kasten) sicher auch auf ein Glaubens-, aber auch Wissensdefizit zurückzuführen.

Die KFBÖ hat bereits viele Koreaner nach Wien gebracht. Nach der Ausbildung in Österreich haben heute viele in ihrer Heimat Spitzenjobs, sind im Top-Management und in der Politik tätig. Die Förderung einer geistigen Elite dient einem weiteren Aufblühen der Wirtschaft, aber auch der Verbreitung christlicher Werte in diesem Land.

Partnerschaftliche Beziehungen verbinden auch Diözese und Land Salzburg mit Südkorea. 1968 wurde die Verbindung zwischen der Diözese Taegu und Salzburg aufgenommen, die Landesregierung beteiligte sich bald an den Hilfsprojekten. Heute dominiert die geistige Partnerschaft. Immer wieder werden koreanische Studenten — vorwiegend Theologennach Salzburg zu weiterführenden Studien eingeladen. Drehscheibe der Beziehung Salzburgs zum Fernen Osten ist die Pfarre Taxham mit ihrem Korea-Zentrum.

Auch zwischen Graz und Südkorea gibt es eine Partnerschaft. Sie besteht seit 17 Jahren und konzentriert sich auf die Diözese Masan, wo der wirtschaftliche Aufschwung Südkoreas besonders deutliche Spuren hinterlassen hat. Arbeiterseelsorge ist in Masan besonders vordringlich. Südkoreaner helfen dabei schon tatkräftig mit unter dem Motto: „In großer Not habt ihr uns geholfen, jetzt wollen wir uns dafür revanchieren.“ Das koreanische Volk ist nicht umsonst für seinen besonderen Stolz bekannt.

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