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Christsein im Alltag

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Hört das Christentum nach der Sonntagsmesse für eine Woche auf? Genügt es, irgendwelche moralische Maßstäbe zu haben? Eine neue TV-Serie liefert Stoff zum Nachdenken.

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Hört das Christentum nach der Sonntagsmesse für eine Woche auf? Genügt es, irgendwelche moralische Maßstäbe zu haben? Eine neue TV-Serie liefert Stoff zum Nachdenken.

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„Einen ganz wichtigen Dienst an der Gesellschaft von heute“ erhofft Österreichs Medienbischof Stefan Laszlo vom neuen Medien-verbundprogramm „Christsein im Alltag“, das am 16. Oktober im ORF beginnt (siehe auch S. 13: „Glaube & Leben“). Der Bischof erwartet einen Hinweis darauf, daß sich Christsein nicht nur am

Sonntag, sondern auch in den verschiedenen Bereichen des alltäglichen Lebens äußert.

Die sechsteilige Serie stammt ursprünglich aus Deutschland. Sie wurde vom Südwestfunk Baden-Baden in Zusammenarbeit mit katholischen und evangelischen Erwachsenenbildungseinrichtungen erstellt. In Österreich wurden die jeweils 30 Minuten dauernden Filme um einen 15mi-nütigen Nachspann verlängert, den der Linzer Erwachsenenbildner und Theologe Helmut Renöckl moderiert und in dem auf die Schlüsselszene des vorangegangen Streifens eingegangen wird.

Wie „alltäglich“ die Situationen sind, signalisieren bereits die Titel der sechs Folgen: „Der Schuhkauf“ (16. Oktober), „Geschenke“ (23. Oktober), „Freunde“ (30. Oktober), „Die Schwester“ (6. November), „Die von nebenan“ (13. November), „Der Führerschein“ (20. November). Jeder Teil der Serie wird zweimal ausgestrahlt: zuerst am Mittwoch um 16.45 Uhr in FS 2, dann am Sonntag um 12 Uhr in FS 1.

Die Serie vermeidet es, zur Bewältigung der angeschnittenen Probleme „die christliche Antwort“ anzubieten, sondern läßt vieles offen. Sie versucht, Verständnis für jede einzelne der handelnden Personen und deren Verhalten zu zeigen, und dürfte ihre Stärke darin haben, die berühmten „Denkanstöße“ zu liefern.

Es wäre kein Medienverbundprogramm, gäbe es dazu nicht auch Begleithefte (von Helmut Renöckl für Österreich bearbeitet) und das Angebot von Gesprächsgruppen, in denen über die Filme gesprochen und deren

Inhalt „weitergedacht“ werden kann: in Pfarrgemeinden, katholischen und evangelischen Bildungswerken und sonstigen Einrichtungen der Erwachsenenbildung.

Getragen wird ja das ganze Unternehmen von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Katholische Erwachsenenbildung in Osterreich, von der Katholischen Aktion Österreichs, vom Katholischen Zentrum für Massenkommunikation Österreichs und von der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Bildungswerke. Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport gewährt eine Untersützung von 2,7 Millionen Schilling.

Gewissensbildung

Was kann dabei herauskommen?

Sicher sind die Sendetermine nicht ideal, um ein Massenpublikum anzusprechen. Und zweifellos liegt für den oberflächlichen Betrachter der Serie der Schluß nahe: Wer sich im Alltag halbwegs anständig verhält, ist bereits ein guter Christ. Oder: Ein gewisses Maß an Moral im täglichen Leben ersetzt bereits das Christentum.

Das Gegenteil, daß nämlich Meßbesuch noch lange nicht zum Christsein genügt, wird bereits in der ersten Folge zu Recht angedeutet. Trotzdem bleibt fraglich, ob die Filme des Medienverbund-programmes allein (ohne Nachspann, Begleithefte und Gruppengespräche) vermitteln können, daß Glaube und Handeln eine Einheit bilden sollen, daß man nicht das eine gegen das andere ausspielen soll.

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