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Des Pudels Kern

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Ein Aspekt der merkwürdigen Vorgänge, die zur Wahl des sozialdemokratischen Landesrates Josef Ackerl in Oberösterreich geführt haben, wurde in der öffentlichen Diskussion bisher ausgeblendet. Dieser Aspekt ist aber, wie aus verläßlicher Quelle verlautet, geeignet, einige Rätsel aufzuklären, die diese Wahl, die eher eine Farce denn ein seriöser politischer Akt war, aufgibt. Denn alle fragen sich, ob es der Sinn einer demokratischen Entscheidung sein kann, so lange abzustimmen, bis das gewünschte Ergebnis herauskommt - und warum jemand, dem in zwei Abstimmungen ein so massives Mißtrauen aus den eigenen Reihen entgegenschlägt, nicht den Hut nimmt und sich um eine Alternative umsieht.

Gerade diese Frage ist der eigentliche wunde Punkt, des Pudels Kern und der nervus rerum: Ackerl mußte auf Teufel komm raus gewählt werden, weil er versorgt werden mußte, um seinen der politischen Klasse und ihren Ansprüchen angepaßten Lebensstandard halten zu können.

Josef Cap, der dem bedrängten Genossen zu Hilfe eilte, sprach herzzerreißend von dem „großen schwarzen Loch", in das Ackerls grausliche Genossen den Ärmsten stoßen wollten. Dieses finstere Loch aber wäre der Berufsalltag der Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung gewesen, die die SPÖ vertritt. Aber die Spitzenfunktionäre dieser Partei haben sich in ihren- Einkünften und Lebensgewohnheiten so weit von dieser Basis entfernt, daß sie eine Rückkehr in den früheren Beruf oder in einen Beruf, den sie nie erlernt haben, als sozialen Abstieg, ja als Ächtung, statt als normalen Vorgang sehen.

Der langjährige Landespar-teiobmann Rupert Hartl, der die oberösterreichische SPÖ vergeblich von solchen Auswüchsen befreien wollte, hat in seiner Zeit, in der es der Partei noch besser ging, vor „Politikern ohne Beruf ohne Rückzugsmöglichkeiten in ein ziviles Leben gewarnt.

Politiker vom Typus Ackerls sind imstande, nicht nur eine Landespartei zugrundezurichten, sondern auch dem demokratischen System, das unter ihren Händen zu einem Versorgungsapparat verkommt, schweren Schaden zu-

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