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Internationales Chorfest

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Vor 45 Jahren, auf den Monat genau, fand ein für Wien bedeutendes Ereignis statt: das 1926 in Wien in großem Rahmen abgehaltene Sängerfest. Und jetzt erlebte es in der Zeit vom 1. bis 4. Juli eine Nachfolge im — diesmal internationalen — Chorfest, das Sängervereinigungen aus aller Welt zu einem Treffen in der österreichischen Bundeshauptstadt zusammenführte. 62 Vereine, darunter Männer-, Frauen-, Kinder- und gemischte Chöre waren aus dem durch Deutschland, Frankreich, Schweden, Schweiz, Holland, Ungarn, Tschechoslowakei, Finnland, Südtirol und USA vertretenen Ausland gekommen, Österreich stellte sich mit 31 Chören ein; die Gesamtzahl der mitwirkenden Sängerinnen und Sänger betrug 8300, dabei große inländische Ensembles wie der Wiener Schubertbund und der Wiener Männergesangsverein nicht mitgezählt. Daß in 60 in sämtlichen Sälen des Konzerthauses und des Musikvereins und im Porrhaus abgehaltenen Konzerten zu je 30 bis maximal 50 Minuten ein kaum übersehbares Programm von Komponisten aus aller Welt zum Vortrag kam und in vielen Kirchen Wiens Weihestunden bzw. Mitwirkungen bei Gottesdiensten stattfanden, zeigt die unglaubliche Vielzahl der Veranstaltungen, die mit einer feierlichen Schlußkundgebung und einem Empfang des österreichischen Sängerbundes beendet wurden.

Es ergaben sich interessante Vergleiche bezüglich der von den einzelnen nationalen Chören gepflegten musikalischen Richtungen und Ausdruckssphären bzw. ihrer Interpretations- und Singart; auch erwies sich in der von in- und ausländischen Chören vorgenommenen Programmgestaltung, daß sich alte Meister — beginnend mit Palestrina, Hassler und Lassus — und zeitgenössischen Komponisten — darunter Lissmann, Genzmer, David und Kropfreiter — zahlenmäßig zumeist die Waage hielten. Und da unter den Zuhörem bei den einzelnen Konzerten neben dem Wiener Publikum sich auch zahlreiche Mitglieder anderer Vereine befanden, wurde dadurch ein befruchtendes gegenseitiges Kennenlemen hinsichtlich der Interpretation und der dabei in Frage kommenden Stilkunde mit Erfolg erzielt.

Es wäre natürlich unmöglich, auch nur einen minimalen Teil der großen Veranstaltungen — von den kleineren ganz abgesehen — zu besprechen. So sei nur der Eröffnungsakt am 1. Juli im großen Musikvereinssaal erwähnt, der die von den Bläsern der Wiener Symphoniker und der Tonkünstler vorgetragene „Königsfanfare“ aus Franz Schmidts Oper „Fredigundis“ und Chöre von Haselböck und Scarlatti sowie Ansprachen des Sängerbundpräsidenten Saar, Dr. Drimmels und Bundespräsident Franz Jonas’ brachte; desgleichen sei das am selben Tag ebenfalls im Musikverein abgehaltene, künstlerisch sehr gelungene Eröffnungskonzert genannt mit Schubert-, Kodäly-, Bartök- und Burkhart- Chören und -Kompositionen der deutschen Komponisten Reda, Fauth und Fürstenau.

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