Die Erweiterung der Europäischen Union um zehn neue Mitglieder hat neben einem europäischen auch einen weltpolitischen Aspekt: Nur ein einiges, starkes Europa kann einer USA die Stirn bieten, wenn es um die Korrektur eines Irrweges geht. Einen solchen hat Amerika eingeschlagen. Sein Name lautet: Unilateralismus, Alleingang in Fragen der Weltpolitik.
Während des Kalten Krieges musste sich die US-Außenpolitik ständig Zurückhaltung auferlegen, um die Widersacher in Moskau nicht zu einem nuklearen Abenteuer zu reizen. Dieses "Gleichgewicht des Schreckens" hat viel gesunde Weiterentwicklung behindert und ist in seiner positiven Wirkung immer bezweifelt worden. Dennoch gab es diese: Ein atomarer Weltkonflikt blieb uns erspart.
Mit dem Zusammenbruch des Sowjetimperialismus wurde die Versuchung für Amerika unwiderstehlich, möglichst allen Staaten der Erde die Segnungen der westlichen Zivilisation aufzudrücken und quasi als Lohn dafür wichtige Rohstoffe wie Erdöl zu eigenen Handelsbedingungen zu kassieren. Schon ein Jahrzehnt dieses neuen Weges hat die USA in eine Sackgasse geführt: Widerstand und Abneigung gegen Zwangsbeglückung nehmen zu, Terror wird zur neuen Supermacht, die mit Armeen nicht zu besiegen ist, Machtrausch lässt Befreiersoldaten zu Bestien entarten.
Die Regierung Bush wird allmählich zur Katastrophe, wenn es nicht gelingt, sie wieder ins Rechtsgefüge der Vereinten Nationen einzubinden. Niemand kann sich zur Zähmung einer arroganten Supermacht die Erstarkung eines neuen Supergegners wünschen. Es gibt nur eine Lösung: Europa muss stark genug werden, um die USA als kritischer Freund auf den Weg der Vernunft zurückzuführen. Gemeinsame Interessen der Völkergemeinschaft gebieten es.
Der Autor ist freier Publizist.
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