"Es wird ein positives Ergebnis“

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Seit 6. Juni trudeln in allen Kärntner Haushalten Briefe ein, in denen die Kärntner um ihre Meinung zur Ortstafellösung gefragt werden. Gerhard Dörfler rechnet fix mit Bejahung.

Er kenne die Kärntner besser als alle anderen, sagt Landeshauptmann Gerhard Dörfler im Interview mit der Furche. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass eine Mehrheit "Ja“ zur Ortstafellösung sagen wird. Am Mittwoch, 22. Juni, soll das Ergebnis der Briefbefragung feststehen.

FURCHE: Wenn man sich unter der Bevölkerung in Kärnten bezüglich der Volksbefragung umhört, sagen viele, sie werden den Zettel nicht zurückschicken. Ist eine geringe Beteiligung für Sie eine Niederlage?

Gerhard Dörfler: Für mich ist wichtig, dass es ein klares Ja gibt. Wenn sogar der ehemalige Landeshauptmann Christof Zernatto und der Chefredakteur der Kleinen Zeitung der Lösung zustimmen werden, soll man doch zuerst das Ergebnis abwarten. Und es wird ein positives Ergebnis werden.

FURCHE: Was machen Sie, wenn sich eine Mehrheit gegen die Lösung ausspricht?

Dörfler: Ich behaupte, dass ich Kärnten wesentlich besser kenne als alle anderen. Ich bin seit zehn Jahren jeden Tag in diesem schönen Land unterwegs und ich weiß, dass die Menschen eine Lösung wollen. Das werden sie auch in der Form eines klaren Votums artikulieren.

FURCHE: Die Möglichkeit besteht aber, dass ein Nein heraus kommt.

Dörfler: Die besteht gar nicht, weil die Kärntner eine Lösung wollen. Es gibt Bedenkenträger, die sich vielleicht freuen würden, wenn ein Nein herauskommt. Aber diese Freude werden die Kärntner Menschen ihnen nicht machen.

FURCHE: Viele Leute haben das Gefühl, ihre Meinung werde sowieso nicht ernst genommen, weil das Gesetz am Dienstag schon den Ministerrat passiert hat.

Dörfler: Das Gefühl haben sie nicht. Fahren Sie einmal mit mir einen Tag durch Kärnten, dann werden Sie eine andere Information bekommen.

FURCHE: Die Befragung ist ein Alleingang der FPK. Gerade unter den Kärntner Slowenen ist es aber so, dass sie nicht unbedingt Interesse haben, die FPK zu unterstützen. Glauben Sie, dass die Befragung ein realistisches Abbild der Meinung ist?

Dörfler: Es wird ein klares Ja und das ist ein realistisches Abbild der Meinung.

FURCHE: Wenn man mit Nein stimmt, ist das mehrdeutig. Man kann finden, dass Slowenen zu wenig oder zu viel Rechte bekommen. Wie wird ein Nein gewertet?

Dörfler: Ein Kompromiss heißt: 100 Prozent kann niemand bekommen. Wir sind ja kein kommunistisches Regime, sondern eine Demokratie. Es werden deutschsprachige Kärntner Nein sagen, weil sie überhaupt keine Ortstafel wollen, das Recht haben sie. Und es werden auch slowenischsprachige Kärntner Nein sagen, weil sie sagen, es sind mir zu wenig Ortschaften.

FURCHE: Es stimmt eine Mehrheit über eine Minderheit ab, finden Sie das nicht problematisch?

Dörfler: Es ist nicht ein Abstimmen der Mehrheit über die Minderheit, sondern eine Zustimmung der Menschen zur Lösung.

FURCHE: Sie setzen sich jetzt sehr für diese Lösung ein. Aber noch zu ihrem Amtsantritt haben Sie gesagt, das Thema Ortstafeln sei erledigt. Woher kommt der Sinneswandel?

Dörfler: Politiker haben die Pflicht, auch Erfahrungen zu sammeln und ihre Ziele neu zu definieren. Ich hab mir damals am Wahltag einen Auftrag gegeben und zu mir selbst gesagt: Das musst du lösen.

FURCHE: Rechnen Sie mit Widerstand, wenn die Ortstafeln aufgestellt werden?

Dörfler: Nein. Und wenn vielleicht ein paar wenige glauben, einen Wirbel inszenieren zu müssen, werden sie erkennen, dass sie gegen die Mehrheitsmeinung der Menschen verstoßen - deshalb mach’ ich auch die Volksbefragung. Dann werden Sie sich nicht mehr zu irgendwelchen kindischen Beschmieraktionen oder gar Umreißaktionen hinreißen lassen.

FURCHE: Wenn es doch passiert, wie wird mit den Beschmierern umgegangen werden?

Dörfler: Es wird eine Anzeige gemacht und die Ortstafel sofort wieder gesäubert.

FURCHE: Wie wird zukünftig die Beziehung zwischen Kärnten und Slowenien ausschauen?

Dörfler: Ich war am Wahltag, am 1. März 2009, bis 12 Uhr in Kranjska Gora, um ein Zeichen zu setzen, dass der Landeshauptmann auch ein guter Nachbar ist. In vielen Bereichen arbeiten wir gut zusammen, jetzt wo diese emotionellen Problematik weg ist, wird die Zusammenarbeit noch besser werden.

FURCHE: Werden Sie sich für mehr wirtschaftliche Kooperationen einsetzen?

Dörfler: Mit der Euregio senza confini haben wir gemeinsam mit dem Veneto eine Europaregion gegründet, da sollen auch Slowenien und Kroatien dazukommen. So haben wir die Chance, dass wir an der oberen Adria ein kleines, überschaubares, vitales Europa gestalten.

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