Heinz Kopetz, Chef des Biomasse-Verbandes, tritt für eine Energiewende ein.
Die Furche: Kürzlich erschien die "Tullner Erklärung", in der der Biomasse-Verband Ziele für die österreichische Energie-Zukunft niedergeschrieben hat. Auch vom Umbau des Energiesystems ist zu lesen. Was meinen Sie damit genau?
Heinz Kopetz: Wir im Biomasse-Verband gehen davon aus, dass der Anteil an erneuerbarer Energie in Österreich im Jahr 2020 rund 45 Prozent betragen soll. Das steht auch so im Regierungsprogramm.
Die Furche: ... das würde ja eine zigfache Erhöhung des Status quo bedeuten ...
Kopetz: Wir glauben es ist realistisch, dass die erneuerbaren Energieträger in den nächsten 14 Jahren auf eine Leistung von 500 Petajoule anwachsen können (1 Petajoule sind rund 278 Millionen Kilowattstunden; Anm.). Dies entspricht einer Erhöhung um 65 Prozent des aktuellen Anteils am Energieverbrauch.
Die Furche: Der Ausbau allein wird nicht reichen ...
Kopetz: Um eine richtige Energiewende herbeizuführen, müssen wir bis 2020 um 20 Prozent weniger Energie verbrauchen. Das gelingt nur, wenn überall die Effizienz gesteigert und Energie eingespart wird.
Die Furche: Wie wollen Sie die Konsumenten für Ihre Ziele gewinnen, wenn nicht einmal der hohe Benzinpreis ein Umdenken herbeiführt.
Kopetz: Wir wollen verstärkt über die Zusammenhänge informieren und nicht sofort über die Preise sprechen. Die Menschen in den westlichen Zivilisationen führen einen Krieg gegen die Natur, da sie den natürlichen Kohlenstoff-Kreislauf stören. Jeder Liter Erdöl verbrennt zu 2,7 Kilogramm CO2. Kommt es zu keinem Einlenken in Sachen Energie, werden weltweit Ökosysteme zusammenbrechen.
Die Furche: Was gilt es, als allererstes zu tun?
Kopetz: Den Tanktourismus eindämmen: gleich hohe Steuern auf Treibstoff wie in Italien und Deutschland einführen; strikte Einhaltung der Tempolimits, wenn nicht gar eine Senkung auf 120 km/h auf Autobahnen; Ausbaustopp von kalorischen Kraftwerken und Warmwasser nicht länger durch Strom erzeugen.
Das Gespräch führte
Thomas Meickl.
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