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Film und Wissenschaft

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Zwischen dem 23. und dem 29. September 1956 findet in Wien der 10. Kongreß der Internationalen Vereinigung für den wissenschaftlichen F, i 1 m statt. Der letzte Kongreß wurde in Rom abgehalten. Für die Wahl Wiens zum Tagungsort war nicht zuletzt bestimmend, daß vor zehn Jahren bei der Gründung der Vereinigung ein Oesterreicher, Professor Dr. Otto Storch, dabei war. Für den kommenden Kongreß wurden fünf Ausschüsse gebildet: 1. Forschungsfilm (zur Vermittlung neuer Erkenntnisse); 2. medizinischer und chirurgischer Film (der vornehmlich dem Hochschulunterricht dient); ?. Veterinärfilm; 4. Wissensverbreitung durch Film (dem englischen Begriff der University extension entsprechend) und 5. ein Ausschuß für den technisch-industriellen Film. Vom Kongreß erwartet man sich interessante Dinge. Vorerst wird eine gemeinsame Sitzung der ständigen Ausschüsse für Industrie und Medizin abgehalten, wobei das wichtige Problem der Gesundheit inmitten der Industrielandschaft diskutiert werden wird; ferner sollen Besprechungen über die Technik der wissenschaftlichen Kinematographie stattfinden, wobei die Sachgebiete Röntgen, Endoskopie, Infrarotphotographie, Technik bei astronomischem und meteorologischem Film, die Unterwasser-Kinematographie und die Beleuchtungssysteme bei der Mikrophotographie zur Sprache kommen. Als Konferenzsprachen gelten Deutsch. Englisch und Französisch. Man erwartet etwa 20 bis 22 Teilnehmerländer mit 100 bis 150 Delegierten. Im Verlaufe der Tagung werden mindestens 100, höchstens 200 wissenschaftliche Filme vorgeführt. Fünf Vorführungen im Auditorium maximum der Wiener Universität sind öffentlich. Unter den Teilnehmerstaaten befinden sich Kanada. Kuba (einer der prominentesten Produzenten medizinischer Filme), Brasilien. Uruguay. Marokko, Großbritannien, die Niederlande und Schweiz, Frankreich. Italien. West-und Ostdeutschland. Polen, die UdSSR und Oesterreich. Die USA schicken Beobachter.

Gelegentlich einer Pressekonferenz hatten wir Gelegenheit, in das wissenschaftliche Filmschaffen Einblick zu nehmen, soweit es Oesterreich und die neuesten Arbeiten betraf. Gezeigt wurde das sogenannte „Kaspar-Hauser-Problem“ (an Kücken demonstriert), Absonderung und Einordnung in ein Sozialwesen betreffend; Aufnahmen aus Kuweit, von wo Dr. Walter Dostal gerade zurückgekehrt ist. Dr. Dostal hat vor einiger Zeit einen Film über die Zigeuner im Burgenland gemacht und wird sich demnächst wieder nach Saudiarabien begeben. (Gezeigt wurde die Schafverwertung in Kuweit). Weitere Probestreifen befaßten sich mit der Verhaltensweise von Zwillingen, der Hals-Schulter-Reaktion bei Dingo, Vielfraß, Löwe und Panther (in Schönbrunn aufgenommen) und einer Reiherkolonie (Professor Dr. König. Wilhelminenberg). Ein höchst interessanter Film zeigte eine Tonsillektomie (Mandeloperation) in Farben. Gerade hier wurde die eminent wissenschaftliche Bedeutung des Films offenbar, denn bei einer solchen Operation können gewöhnlich ja nur zwei Personen den Vorgang verfolgen. Der Vizepräsident der Internationalen Vereinigung, Hofrat Dr. Hübl (Wien), stellte der künftigen wissenschaftlichen Filmarbeit eine gute Prognose. Es ist für Wien — als medizinisches, biologisches, psychologisches Zentrum — von ganz besonderer Bedeutung, wenn der 10. Kongreß hier stattfindet, von dem viele Anregungen auch für den allgemeinen Forschungsfilm und den Dokumentarfilm zu erwarten sind.

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