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Flüditlingsprobleme unserer Welt

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Vor kurzem tagte in Feldkirch der 16. Jahreskongreß der Forschungsgesellschaft für das Weltflüchtlingsproblem, die nach ihrer englischen Bezeichnung abgekürzt A. W. R. heißt (Association for the Study of the World Refugee Problem). Die A. W. R. hat den beratenden Status „B“ der Vereinten Nationen (ECOSOC) und I des Europarates und nimmt diese Tätigkeit sehr ernst, wie man auf dem Feldkircher Kongreß deutlich sehen konnte: Zu diesem Kongreß waren denn auch der heute wohl berühmteste Fachjurist auf dem Gebiete des Flüchtlingsrechts, der Engländer Dr. Paul Weis, Chief Legal Advisor dös UNO- Hochkommissärs für Flüchtlinge in Genf, und als Repräsentant des Europarates der Franzose Charles

F. Kohler, gekommen. Auch in Österreich hatte man sich an zuständiger Stelle für diese Tagung und die darin behandelten Probleme teilweise sehr aufgeschlossen gezeigt. Abgesehen von Landeshauptmann Dr. Herbert Keßler von Vorarlberg, der gewissermaßen als Hausherr das Wort ergriff und dabei übrigens ausführte, daß die Zahl ausländischer Flüchtlinge in Vorarlberg 1965 erstmals wieder erheblich zugenommen habe, waren Repräsentanten verschiedener Bundesressorts erschienen. Bundeskanzler Dr. Klaus hatte Staatssekretär Dr. Karl Gruber in seiner Vertretung entsandt. Der für Flüchtlingsfragen zuständige Innenminister Dr. Hetzenauer ließ sich durch den heute wohl besten Kenner der Flüchtlingsrechtspraxis in Österreich, Sektionschef Doktor Willibald Li ehr, vertreten, einen Mann von besonderem Verdienst um die Bewältigung des Ungarnflüchtlingsproblems von 1956, Unter- richtsminister Dr. Piffl-Perčevič als Ressortchef für Fragen der Wissenschaft und daher auch für eine internationale Forschungsgesell schaft nicht unzuständig, war durch Ministerialrat Dr. Anton Grösel von der neu geschaffenen, unter Leitung von Legationsrat Dr. Karasek stehenden „Quasi-Sektion“ für kulturelle Auslandsbeziehungen vertreten. Nur das Außenministerium machte eine zweifellos nicht ungewollte Ausnahme. Obwohl Gelehrte und Flüchtlingspolitiker aus Italien, Deutschland, den USA, den Niederlanden, der Schweiz, der Bundesrepublik Deutschland, Griechenland, der Türkei, Finnland, Norwegen, Dänemark, Schweden, Liechtenstein, Frankreich und Österreich anwesend waren und dies durch rechtzeitige Mitteilung des Tagunigspragramms dem Außen ministerium auch bekannt war, ließen sich weder der Außenminister noch sein Staatssekretär, welch letzterer aus Feldkirch stammt und sonst keine noch so unbedeutende Veranstaltung in Vorarlberg zu besuchen verabsäumt, in Feldkirch sehen. Der Außenminister hatte zwar Monate zuvor in Aussicht gestellt, daß er einen Vertreter entsenden werde, der Durchschlag dieses Briefes fand sich dann aber nicht mehr vor und man wußte davon nichts mehr. Erst als dann das Presse- und Fernsehecho von der Kongreßeröffnung zeigten, daß auch Feldkirch in Österreich liegt, sandte der Außenminister am letzten Tag des Kongresses ein Telegramm.

delt wurden, Hundlerttausenda Krimtürken mußten das Land verlassen, von einigen Völkern wie den Tschetschenen weiß man aber nicht einmal, ob sie total vernichtet oder „nur“ deportiert wurden.

Schon erwachsen aber, wie auf dem A.-W.-R.-Kongreß in Feldkirch umfassend von hervorragenden Kennern dargetan wurde, neue Flüchtlingprobleme durch neue Flüchtlingsströme. Noch ehe die europäischen Flüchtlingsprobleme gelöst sind, wie man in Berlin so deutlich sehen kann, werden Schwarzafrika und Asien zu Vertreibungskontinenten. Darüber berichtete vom Norwegischen Evangelischen Hilfswerk für Afrika die Präsidentin der norwegischen A.-W.-R.-Sektion, Doktor Irmgard Wrede, für Schwarzafrika, der ehemalige IRO-Officer Dr. Hans Weis aus Wien sprach über das libysche Flüchtlingsproblem, der in Afrika ansässige Fachmann Dr. Schramm behandelte nordostafrikanische Flüchtlingsfragen, Univ.-Ass. Doktor Hans Pfeifenberger von der Universität Salzburg referierte über die Flüchtlinge aus Rotchina, Universitätsprofessor Dr. Hans Harmsen, Hamburg, an Hand eines Tonfilmes der UNRWA (der UNO-Hilfsorga- nisation für die Palästinaflüchtlinge) über die Flüchtlingssituation im Vorderen Orient, wo man allerdings wenigstens nicht mehr vor stets neuen Fluchterscheinungen steht. Dazu kamen Referate über Hongkong, über die Kubaflüchtlinge, über Indien, Pakistan und Vietnam. Das Bild, das sich da zeigt, ist düster. Vor allem in Schwarzafrika wie in Südafrika nimmt die Zahl der Flüchtlinge, die Jahr für Jahr neu hinzukommen und denen eine Rückkehr in die angestammte Heimat nur in den seltensten Fällen (Ghana) möglich ist, um zwischen

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