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Auf der Jagd nach Idolen
NYLONMOND. Roman. Von Jaroslava B 1 a z k o v ä. Aus dem Slowakischen von Erick B e r 11 e f f. Paul-Neff-Verlag, Wien-Berlin- Stuttgart. 156 Selten. Preis 59 S.
Für den Roman „Nylonmond“ erhielt die slowakische Schriftstellerin Jaroslava Blazkovä, die sich als Vertreterin der jungen Generation in ihrer Heimat einen Namen gemacht hat, einen der höchsten Literaturpreise, die in der Slowakei vergeben werden. Bald darauf wurde das Werk in den literarischen Publikationen des Regimes seiner „extrem westlichen Orientierung“ wegen heftig kritisiert. Nun, von einer extrem westlichen Orientierung kann eigentlich nicht die Rede sein, denn Tradition und Brauchtum der früheren Gesellschaftsordnung werden bestenfalls als Relikte, gewissermaßen als mehr oder minder groteske oder romantische Museumsstücke aus einer längst überwundenen Epoche betrachtet. Allerdings fühlt sich die junge Generation in dieser purifizierten Atmosphäre nicht restlos wohl, darum hat sie auch Verständnis für den Starkult, dem sich ein Teil der Jugend im Westen verschrieben hat. Man läuft
— sofern man dazu Gelegenheit hat
— auf der Suche nach einem Ideal allen möglichen Idolen nach. Aus dieser Situation ergibt sich die Handlung des Romans, einer flott und humorvoll geschriebenen Liefoes-gesohichte, die in Preßburg und in den Karpaten spielt.
Bezeichnend für die Einstellung der jungen Leute zu der Fülle von Problemen, die sich ihnen im öffentlichen und im privaten Leben auf Grund einer krampfhaft betriebenen Technisierung inmitten einer urtümlichen Landschaft aufdrängen, sind folgende Feststellungen: „Sie war eine Plebejerin, sie war vollkommen wie Baum, Wasser und Erde.“ — „Bildung scheint den Menschen irgendwie zu verkorksen. Sie bindet lauter Knoten in ihn hinein, sie macht ihn verschlossen, sie vergrößert die Entfernung zwischen Mensch und Mensch.“ — „Es ist unfaßbar, wie sich alles überschneidet, die Materialien, die Moralbegriffe, die Anschauungen, die Lebensweise. Auf ein und derselben Erde existieren wir und die Afrikaner, denen die Erfindung des Eisenpfluges unbekannt ist, und auch jener Mensch, der als allererster den Fuß auf den Mond setzen wird.“ — Ja, allerdings scheint alles ins Wanken geraten zu sein ... Und nun obliegt es der jungen Generation, in diesem Zeitalter des Umbruchs mit seinen technischen Wundern um jene unzerstörbaren Werte zu ringen, die dem Leben allein einen höheren Sinn geben und die Jagd nach Idolen überflüssig machen.
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