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„L’oeuvre gravee“
So es sich nicht gerade um Kollektivausstellungen von Schlemmer bei Würthle, von Chagall bei Willy Verkauf oder von Kubin in der Galerie St. Stephan handelt, darf man dem Antiquar Christian M. N e b e h a y in der Annagasse bescheinigen, daß er stets das Beste, das Geschmackvollste, das Interessanteste zu bieten hat. Ob es sich nun um wertvolle Viennensia handelt, die in dieser rührigen Galerie endgültige Heimstatt gefunden haben, oder um die große europäische Graphik der Modernen (von Picasso bis Leger) oder,: wie unlängst,’ um die Sammlung prachtvoller Autographien aus der Blütezeit der europäischen Literatur handelt — der Liebhaber und Kenner findet immer Erstrangiges, Außerordentliches.
Diesmal sind es 42 signierte Lithographien, Radierungen und Holzschnitte zeitgenössischer, zumeist französischer, zumindest aber in Paris lebender Künstler aus dem Verlag Nešto Jacomettis. Eine schöne, farbenprächtige Dokumentation der „Oeuvre gravee". An der Spitze rangieren zweifellos Serge Poliakoffs gedämpft-farbige Kompositionen, gefolgt von Gino S e v e r i n i s zauberhafter „Commedia dell’Arte", gleichwertig den Blättern Gustave Signiers, Antoni Claves und Massimo Campiglis. Daneben Ossip Zadkines subtile „Marionetten“ oder Zao Wou-Kis. chinesische Arabesken und nicht zuletzt die atmosphärische Lithographie von Max Ernst (und ganz zuletzt Hans Ernis figurale Aesthetik).
Die Galerie W o 1 f r u m zeigt überraschenderweise Porträts von Ilona Kärolyi-Szechenyi. Die gesellschaftliche Stellung der Porträtierten (von Sr. Durchlaucht Fürst Franz Josef von und zu Liechtenstein über ein Dutzend normaler Gräfinnen und Baroninnen bis zu Präsident Manfred Mautner Markhof, letzterer gleich zweimal), überragt, die Bedeutung dieser Gesellschaftsmalerei bei weitem. Auf jenes zutreffende Wörtchen, das mit „K" beginnt und mit „tsch“ endet, wird nur deshalb verzichtet„ weil schließlich zu künstlerischem Geschmack niemand verpflichtet ist.
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