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Bald Neuauflage

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Wenn diese Zeilen erscheinen, wird die Osterreichische Nationalbank aller Voraussicht nach die Erhöhung des Diskont- und des Lombardsatzes (der ,£,eitzinsen" also) bekanntgegeben und damit die Anhebung des österreichischen Zinsniveaus eingeleitet haben.

Zu diesem Schritt wurde die Notenbank durch die massiven Kapitalabflüsse ins Ausland während der letzten Monate quasi „gezwungen". Diese Kapitalabflüsse wurden ihrerseits wiederum durch das bestehende Zinsgefälle zum Ausland ausgelöst.

Zwar bestand ein Zinsgefälle auch schon in der zweiten Hälfte des Vorjahres, die Reizschwelle wurde aber zweifellos erst mit der Einführung der ZESt (Zinsertragsteuer) ausgelöst. Dazu kommt, daß das Hochschnellen der Inflationsrate infolge des Maßnahmenpakets bei vielen Sparformen zu einer negativen Verzinsung (also zu Verlusten der Kapitalsubstanz) führt: Die Inflationsrate für Februar dürfte bei sechs Prozent und damit doppelt so hoch wie in der BRD und in der Schweiz liegen.

Dementsprechend gering ist die Neigung zum Sparen, dementsprechend hoch die Neigung zu konsumieren. Für die Wirtschaftspolitiker, insbesondere für den Finanzminister, ergeben sich dadurch zwei unerfreuliche Aspekte: Die starke Konsumneigung induziert steigende Importe und führt wieder zu einer starken Passivierung unserer Außenhandelsbilanz.

Das vergrößerte Renditegefälle zur BRD und die durch die gestiegene Inflation gesunkene Realverzinsung läßt eine Anhebung des Kapitalmarktzinssatzes (des Zinssatzes für Anleihen) unvermeidbar erscheinen, was aber letzten Endes bedeuten muß, daß der Finanzminister seine Einnahmen aus der ZESt in die Verzinsung der heuer zur Ausgabe kommenden Bundesanleihen hineinbuttern muß.

Ein scharfzüngiger Kommentator aus dem Notenbankbereich bemerkte deshalb auch vor kurzem, eine sinnvolle Novelle der ZESt könnte aus einem einzigen Satz bestehen: Die ZESt wird wieder aufgehoben.

Wahr wird freilich vielmehr sein, daß sie schon zu Beginn des nächsten Jahres angehoben wird. Die Kehrseite der Ehrlichkeit Sal-chers ist seine Sturheit, wenn es um eine gerechte Sache geht, und in Salchers Meinung ist die Zinsertragsteuer eine gerechte Sache. Sein Pech ist, daß es die Anleger wiederum als ungerecht empfinden, wenn ihr Geld auf Spar- oder sonstigen Konten immer weniger wird. Wir dürfen demnach eine Neuauflage der derzeitigen Zinsdiskussion in einem Jahr erwarten. ,

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