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Bubers Vermächtnis

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„Es besteht für mich kein Zweifel, daß es die Schicksalsfrage des Nahen Ostens ist, ob eine Verständigung zwischen Israel und den arabischen Völkern zustande kommt, so lange noch eine Möglichkeit dazu besteht."

Martin Buber, der solches in seinem letzten Aufsatz vor seinem Tod im Juni 1965 unter der Uberschrift „Es ist an der Zeit, einen Versuch zu machen" schrieb, ist als Religionsphilosoph, vor allem aber auch als Erzähler chassidischer Geschichten unter Juden wie Nicht-Juden gleichermaßen bekannt und beliebt.

Weniger bekannt und ebenso wenig geliebt ist er bis heute als hartnäckiger und glühender Verfechter einer jüdisch-arabischen Verständigung, an der er seit dem Ersten Weltkrieg bis zu seinem Tod in zahlreichen Reden, Aufsätzen, Artikeln und politischen Schriften festgehalten hat.

Was er darunter verstand, formulierte er Jahr für Jahr in seiner Ablehnung eines israelischen Staates, in der Warnung vor Mehrheits- und Machtpolitik, in der Forderung gemeinsamer Wirtschafts-, Sozial- und Kulturpolitik. So sehr Buber als Zionist fühlte und als solcher auch politisch auftrat, so wenig wollte er diesen Zionismus als Nationalismus im Sinne von jüdischer Mehrheit und staatlicher Machtpolitik verstanden wissen.

Was er konkret damit meinte, hat er als Realpolitiker — worunter er einen realistischen und moralischen Politiker verstand — in dem eingangs zitierten politischen Aufsatz ebenfalls festgehalten:

„Ebenso gewiß ist es mir, daß eine Verständigung zwischen den arabischen Völkern und Israel auf nichts Geringeres ausgehen darf als auf eine Föderation oder, wie ich lieber formuliere: Konföderation."

Dabei vertrat Buber Zeit seines Lebens den Standpunkt, daß die Israelis als später ins Land Gekommene und als politisch und technisch Gebildetere den Arabern mit mehr Verständnis entgegenzukommen hätten, um deren Vertrauen zu gewinnen.

EIN LAND UND ZWEI VÖLKER. Zur jüdisch-arabischen Frage. Von Martin Buber. Insel-Verlag, Frankfurt a. M. 1983.520 Seiten, geb., öS 374,50.

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