6805820-1972_06_11.jpg
Digital In Arbeit

Die italienische Medea

Werbung
Werbung
Werbung

Luigi Cherubini, der- gebürtige Florentiner, der zum Wahlpariser wurde, hat zwölf Opern in italienischer und 14 in französischer Sprache geschrieben. Auf den Spielplänen der großen Opernhäuser hat sich nur ein einziges seiner Werke behaupten können. Als Kind der Französischen Revolution galt er als Meister der „Rettungsoper“, in der die Befreiung der Massen vom Tyrannenjoch dargestellt wird. „Der Wasserträger“ war eines der Vorbilder für Beethovens „Leonore“. „Medea“ auf ein Libretto von Frangois Benoit Hoffmann ist aus anderem Stoff gebildet. Die finster-leidenschaftliche Heldin ist die zentrale Figur einer Aktion von wilder Größe und Leidenschaftlichkeit.

1797 fand im Theätre Feydeau die Uraufführung statt. Zwischen 1812 und 1814 wurde „Medea“ in beiden Hoftheatern gespielt und 1880 in den alten Dekorationen in das neue Opernhaus übernommen, aber nur noch zweimal gegeben (in jener Zeit, von 1805 bis 1808, hielt sich Cherubini in Wien auf). Seither wurde das Werk in Wien nicht mehr gespielt, obwohl auch ein , so opernfremder Musiker wie Brahms über „Medea“ sagte, sie enthalte „das Höchste an dramatischer Musik“, das er kenne. Erst um 1950 hat man an den großen Bühnen Cherubinis Hauptwerk wiederentdeckt, und die Titelpartie verhalf Sängerinnen wie Maria Callas und Inge Borkh zu triumphalen Erfolgen. .

In Jason und Medea sind Archetypen des Männlichen und des Weiblichen konkretisiert. Doch geht es, wie bei Grillparzer, vor allem um den einmaligen Fall, um gestörte menschliche Beziehungen, um Liebe, Verlassenheit, Eifersucht, Haß und Rache. Die Hauptrollenträger der Neuinszenierung in der Staatsoper, die am vergangenen Montag Premiere hatte, waren Leonie Rysanek-Gausmann, Lucia Popp, Bruno Pre-vedi, Nicola Ghiuselew und Marga-rita Lilowa.

Die Ausstattung hatte man Erich Brauer anvertraut, Von ihm waren keine klassizistischen Säulen und keine kleidsamen griechischen Kostüme zu erwarten, keine Winckel-mannsche Antike, mit einem Wort. Sein Bühnenbild ist vom dunkelleidenschaftlichen Inhalt der Oper inspiriert und geht in der Raumgestaltung von Symbolen des Weiblichen aus. „Es ist das eine magische Landschaft, ein Raum, in welchem der psychologische Bereich des Geschehens anklingt: die Vernichtung der Liebe. Und es scheint so, als könne sich Medea aus den Klammern der Burg Kreons, den Klammern des Hasses eines zutiefst verletzten Weibes nicht lösen“.

, Übrigens geschieht es nicht zum erstenmal, daß man die Austattung eines Bühnenwerkes zeitgenössischen Malern überläßt: Hubert Ara-tym, Ernst Fuchs und Wolfgang Hut-ter haben bereits Bühnenbilder und Kostüme geschaffen. Und an den Aufführungen des berühmten „Ballet Russe“ von Diaghilew in Paris von 1909 bis 1929 hat fast die gesamte Avantgarde der zeitgenössischen Malerei mitgewirkt: Picasso und Braque, Derain, Juan Gris, Rouault und Matisse, Leger und Dufy...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung