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Nach Fußach

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Die Gerneinderatswahlen in Vorarlberg brachten den größten Erdrutsch in der politischen Geschichte des Landes. Die Volkspartei hielt nicht nur ihre Bastionen, sondern gewann wesentlich Stimmen und Mandate. Die beste Überraschung gab es in Dornbirn, wo der junge volksparteiliche Bürgermeisterkandidat eine unter seinem Vorgänger unbekannte große Mehrheit erzielte. Der persönliche Erfolg Dr. Tizians in Bregenz war einkalkuliert; daß in der Industriegemeinde Hard, in der am 18. Oktober 1964 1389 Wähler sich für die ÖVP und 1931 für die SPÖ entschieden hatten, sich das Verhältnis in 2375:1280 umkehrte, hätte nicht der größte Optimist erwartet.

Der Grundsatz, daß der Bürgermeister gewinnt, bewährte sich auch in Lustenau, wo der freiheitliche Robert Bäsch mit 4615 Stimmen die absolute Mehrheit erreichte und die ÖVP mit 2693 weit hinter sich ließ. In Lustenau erlebte die SPÖ einen geradezu totalen Zusammenbruch. Sie rettete ihre Parteiehre nur in Bürs bei Bludenz, wo sie wieder den Bürgermeister stellen wird. In der Industrie- und Eisenbahnerstadt Bludenz besetzt die ÖVP 18 von 33 Sitzen. Die Kommunisten haben ihren traditionellen Sitz in Bregenz eingebüßt, stellen aber doch einen Gemeindevertreter in der Industrde-gemeinde Vandans. Es waren Fuß-ach-Wahlen, wenn auch einen solchen Schlag für die SPÖ niemand erwartet hätte. Wäre nicht die Vorarlberger Landes-SPÖ so energisch gegen ihre Wiener Parteizentrale aufgetreten, hätte sie wohl noch ein größeres Debakel erlebt.

Angesichts der bevorstehenden Präsidentenwahl ist der Vorarlberger Wahltag eine drastische Mahnung, sich nicht vom Willen des Volkes zu entfernen, weil die Auffassung, der Wähler lasse sich alles bieten und stimme doch wieder für die gewohnte Partei, von der Wirklichkeit nicht restlos bestätigt wird. Die Vorarlberger Wählerschaft hat bewiesen, daß sie sich von den Ereignissen bestimmen und nicht kritiklos den Stimmzettel in die Hand drücken läßt.

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