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Wählergunst: auf und ab
Binnen 29 Monaten gingen di^ Vorar.lbergar Wähler viermal zur Urne. Am 18. November 1962 wählten sie die Abgeordneten zum Nationalrat, am 28. April 1963 den Bundespräsidenten, am 18. Oktober 1964 bestellten sie den Vorarlberger Landtag und im vergangenem Monat wurden sämtliche Gemeindevertretungen neu besetzt. In nachfolgender Analyse sollen die Schwankungen des Wählerwillens innerhalb ganz kurzer Zeit untersucht und aus diesen Feststellungen sich aufzwingende Schlüsse gezogen werden.
Zum Vergleich wurden nur die vier Vorar.lberger Städte Bragenz, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz herangezogen. In den Städten spielt persönliche Sympathie und Antipathie eine geringere Rolle als in kleinen Siedlungen; man wählt stärker die Partei, deren Grundsätze und Handlungen man billigt. Überdies haben bei den Gemeindewahlen im April 1965 in den genannten Städten-nur die vier Richtungsparteien kan-
säu1) -i'f'iit aooaJiu Krau; didiert. Ein Hinausgehen auf Märkte
und größere Industriegemeinden hätte die beträchtlichen Stimmenanzahlen lokaler und personaler Listen aufgliedern müssen und wäre damit in subjektive Deutungen geraten. Dazu hatten von den 96 Vorarlberger Gemeinden nur 64 Parteilisten eingereicht. Eine Beschränkung auf die vier Städte ist demnach unerläßlich, zumal dort auch die Zu- und Abwanderung nicht so fühlbar ist wie in kle:nen Gemeinden.
Am 18. November 1962 wurden in Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Bludenz insgesamt Stimmen abgegeben: Für die ÖVP 23.260 oder 49,8 Prozent, für die SPÖ 15.322 oder 32,8 Prozent, für die FPÖ 7216 oder 15,4 Prozent und für die KLS 929 oder zwei Prozent.
Die Präsidentenwahl vom 28. April 1963 muß als völlig atypisch außer Betracht bleiben. Dr. Schärf erhielt als der beliebte amtierende Präsident weit mehr als die gewohnten
SPÖ-Stimmen, und der keiner Partei zuzuordnende Gendarmeriegeneral Kimmel scheint gerade von den Anhängern jener Partei gewählt worden zu sein, welche die Parole
ausgegeben hatte: .....schon gar
nicht Kimmel.“
Zwei Stimmzettel
Hier läßt sich aus dem Vergleich sehr viel herauslesen. 2,7 Prozent der Wähler haben zum Nationalrat ÖVP, zum Landtag SPÖ gewählt. Man gewinnt den Eindruck, daß diese Wähler und Wählerinnen im Bund eine „rote“ Diktatur, im Land ein nach ihrer Ansicht allzu starkes Ubergewicht der „Schwarzen“ befürchteten und sich in beiden Fällen von negativen Momenten bestimmen ließen. Da die ÖVP effektiv Stimmen verloren und die Wählerzahl sich sogar um eine Kleinigkeit vermindert hat, ist mit dem beliebten Argument auf eine Invasion „innerösterreichischer“ Arbeiter diesmal nicht Staat zu machen.
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