Erich Fromm: Hohelied des Humanen
Gesellschaftskritik und Lebenskunst: Warum das Werk des humanistischen Psychoanalytikers heute höchst aktuell ist.
Gesellschaftskritik und Lebenskunst: Warum das Werk des humanistischen Psychoanalytikers heute höchst aktuell ist.
Grenzgänger haben es oft schwer, da sie sich zwischen den Stühlen einen Platz suchen müssen. Das galt auch für Erich Fromm, heute bekannt als einer der bedeutendsten Humanisten des 20. Jahrhunderts. Seine intellektuelle Biografie bewegt sich zunächst zwischen der Frankfurter Schule und der Psychoanalyse (siehe Beitrag von Prof. Gerhard Benetka). Doch von beiden Seiten wurde er letztlich geschmäht: Für die einen war er zu triebfixiert und zu wenig revolutionär, für die anderen galt er als „Kulturalist“, der die reine psychoanalytische Lehre zu verwässern schien. Doch gerade in Grenzgängen entwickelt sich oft ein freigeistiger Charme. Als scharfsinniger Gesellschaftskritiker und hellsichtiger Vordenker ist Fromm heute höchst aktuell – und wäre jedenfalls neu zu entdecken. Das zeigt sich in dreierlei Hinsicht:
Erstens hat er bereits frühzeitig vor der Ökonomisierung des Menschen gewarnt, die mittlerweile fast alle Lebensbereiche, sogar bis hin zur Partnersuche, durchdrungen hat. Dabei prägte er den Begriff des „Marketingcharakters“, der heute Hochkonjunktur hat und dessen hohle Phrasen sich in allen Sphären des öffentlichen Lebens festgefressen haben. Er kritisierte das materialistische Weltbild, die mechanistische Lebenseinstellung und einseitige Konsumorientierung, die angesichts von „Überwachungskapitalismus“ (Shoshana Zuboff) und dem Schreckgespenst des Transhumanismus eine neue Dimension erhalten haben.
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