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Keine Patentrezepte
Fragen der Vollbeschäftigung stehen heute im Mittelpunkt der Wirtschaftsund Gesellschaftspolitik. Deram Institut für Wirtschaftsforschung tätige Univ.-Doz. Felix Butschek gilt als angesehener Experte in Fragen der Arbeitsmarkt- und Vollbeschäftigungspolitik.
In der vorliegenden Schrift gibt er eine eingehende Analyse der Arbeitsmarktentwicklung in der Zweiten Republik, weiters der Zusammenhänge zu den einzelnen Bereichen der Wirtschafts- und Sozialpolitik, insbesondere der Fiskalpolitik und der Arbeitsmarktförderung. Besondere Bedeutung gewinnen die Untersuchungen zur Jugendbeschäftigung und zur Gastarbeiterfrage.
Butschek stellt vor allem das Problem der ausländischen Arbeitskräfte als Arbeitsmarktstabilisatoren heraus. Hier geht der Autor auf die viel zu wenig beachtete Tatsache ein, daß die Gastarbeiterbeschäftigung regional überaus verschieden ist, daß vor allem in jenen Gebieten, in denen die Ausschöpfung des Arbeitsmarktes besonders weit gediehen war, diese gesamtwirtschaftlich so wichtige Ausgleichsfunktion hat.
Die große Bedeutung, die der aktiven Arbeitsmarktpolitik in der modernen Volkswirtschaft zukommt, wird aufgrund der österreichischen Entwicklung herausgestellt. Dabei weist Butschek mit Recht daraufhin, daß die Beschäftigungswirkungen der Arbeits
marktförderung quantitativ sehr schwer zu erfassen sind.
Dennoch steht außer Zweifel, daß in Österreich auch der Arbeitsmarktpolitik ein maßgebender Anteil an der Erhaltung der Vollbeschäftigung zugekommen ist, doch durch die verschiedenen Förderungsmaßnahmen vor allem wiederum die regional unterschiedlichen Beschäftigungsschwankungen einigermaßen korrigiert werden.
Butschek kommt hier zu ähnlichen Ergebnissen wie eine Arbeitsgruppe des Vereins für Sozialpolitik, die sich kürzlich bei einer Wiener Tagung mit Fragen des Arbeitsmarktes befaßt hat.
Von besonderer Bedeutung sind die zukunftsweisenden Überlegungen des Autors. Mit einer gewissen Vorsicht nimmt hier Butschek zum Problem der Arbeitszeitverkürzung Stellung. Die heute so besondere Problematik des Leistungsbilanzungleichgewichtes wird eher als längerfristiges Problem analysiert.
Butschek kommt zur These, daß der reale Zuwachs des Bruttonationalprodukts im nächsten Jahrfünft unter jenen Werten bleiben dürfte, die ausreichen könnten, um die auf dem Arbeitsmarkt bis 1985 zu erwartenden zusätzlichen Arbeitskräfte zu beschäftigen.
Bei der Analyse der verschiedenen Instrumente, die zur Erhaltung der Vollbeschäftigung beitragen können, räumt Butschek einer weiteren Reduktion der Gastarbeiter nur begrenzte Möglichkeiten ein. Eine Verlängerung der Schulzeit würde den Arbeitsmarkt nur auf mittlere Sicht entlasten, würde allerdings eine Ausweitung der öffentlichen Investitionen notwendig machen.
Unmittelbare Auswirkungen würden dagegen nach Butschek von einer Senkung des Pensionsalters auf den Arbeitsmarkt ausgehen. Diese und die anderen Maßnahmen dieser Beschäftigungsstabilisierung, die hier untersucht werden, wie insbesondere die Arbeitszeitverkürzung, bringen alle den Nachteil mit sich, daß sie mit zusätzlichen Kosten für die öffentliche Hand, vor allem aber für die Wirtschaft, verbunden sind.
Es bleibt die Hoffnung, daß die Erhaltung der Vollbeschäftigung durch eine expandierende Wirtschaft und eine Verbesserung der Investitionstätigkeit gesichert bleiben kann.
VOLLBESCHÄFTIGUNG IN DER KRISE. Von Felix Butschek, Wirtschaftsverlag Orac, Wien 1981. 132 Seiten, öS 350,-.
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