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Profgssion
Die Prozession (das „Voranschreiten”), volkstümlich ' „Umgang, Umzug” genannt, gehört zum ältesten Brauchtum vieler Religionen. Man darf darin nicht nur die Fortbewegung erkennen, die nötig ist, um von einem Ort zu einem anderen zu gelangen, vielmehr ist das Gehen, besser: das Schreiten im Gefolge, selbst schon wesentlicher Vollzug.
Der Gemeinde soll bewußt werden, daß sie unterwegs ist, daß der „Weg” unseres Lebens nicht nur um des Zieles willen geschieht, sondern sich auch im Gehen selbst erfüllt: Der Weg ist das Ziel. Und dieser Weg ist nicht nur ein einsamer Weg eines allein wandernden Christen, sondern auch gemeinsamer Weg. Weil man eben gemeinsam besser unterwegs ist, weil man sich gegenseitig stützen und helfen kann, weil man gemeinsam das Ziel nicht so leicht verfehlt.
Die frühen Prozessionen hatten meist einen Ausgangspunkt und ein davon getrenntes Ziel: so beim Begräbnis oder bei der sogenannten Statio. Dabei wurde_ ein erster (Stations-) Gottesdienst nur zur Vorbereitung abgehalten, dann ging man gemeinsam zum vorbereiteten Ziel und feierte erst dort Eucharistie. Erst später kamen Umzüge auf, bei denen man von einer Kirche auszog und wieder dorthin zurückkehrte: so bei den Bittprozessionen und zu Fronleichnam.
Dem Zug vorangetragen wurde ein Kreuz. Aus dem Ziertuch, das an einer Querstange unter dem Kreuz angebracht wurde, entstand durch Vergrößerung des Tuches und Verkleinerung des Kreuzes die Kirchenfahne in ihrer klassischen Form. An dieser Verschiebung der Symbole kann man auch die Verschiedenheit der Inhalte ablesen: Das Kreuz als Symbol für Tod und Auferstehung — kurz gesagt: für Ostern — trat in den Hintergrund. Dafür rückten die Fahnen mit der Darstellung von Heiligen und mit den Symbolen von Zünften und Vereinigungen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Aus der Prozession, in der sich die Gemeinde auf das Wesen der christlichen Botschaft besann, wurde eine machtvolle Demonstration nach außen. Zugespitzt wurde dieser Bedeutungswandel in der Fronleichnamsprozession zu einer Zeit, als kaum mehr kommuniziert wurde: Monstranz statt Kommunion, Demonstration statt Feier, Zeigen statt Essen.
In den letzten Jahren wurden die Prozessionsbräuche bescheidener. Und das ist gut so. Statt auftrumpfender liturgischer Heerschau gelingt uns vielleicht besser die Besinnung auf das Wesentliche.
40. Teil einer Serie über Zeichen und Symbole im Jahreskreis der Kirche.
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