olgun - © Costa Konstantinou

Muslimen-Präsident Ibrahim Olgun: "Müssen friedliche Islam-Linie vertreten"

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Ibrahim Olgun, neuer Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, über Radikalisierung, Islamstudien und den Dialog mit der Gesellschaft.

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Ibrahim Olgun, neuer Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, über Radikalisierung, Islamstudien und den Dialog mit der Gesellschaft.

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Mit 29 Jahren ist Ibrahim Olgun der jüngste Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ). Und der erste in Österreich geborene. Im Juni wurde er gewählt, im September bestätigte das Kultusamt die Wahl. Erstmals stellte sich Olgun den Fragen der FURCHE.

DIE FURCHE: Sie haben zur jüngsten Studie über die offene Jugendarbeit in Wien, die radikale Tendenzen unter den befragten muslimischen Jugendlichen aufzeigte, gemeint, es handle sich da um einen "sehr dekonstruktiven Diskurs". Was meinen Sie damit?
Ibrahim Olgun:
Natürlich sind wir über einige Ergebnisse dieser Studie besorgt. Befragt wurden Jugendliche in den Jugendzentren der Stadt Wien. Bisher haben wir zu diesen Zentren überhaupt keinen Zugang gehabt. Bei Jugendlichen, die wir in unseren Einrichtungen betreuen, kommen diese radikalen Tendenzen nicht vor. Als Glaubensgemeinschaft haben wir seit über 35 Jahren Erfahrung in der Jugendarbeit, wir haben den islamischen Religionsunterricht, an den im letzten Schuljahr 70.000 muslimische Kinder und Jugendliche teilgenommen haben. Es ist positiv, dass durch diese Studie muslimische Jugendliche nicht generalisiert worden sind, und dass klargemacht wurde, dass sie eine gewisse Gruppe im Fokus hatte. Wir sehen die Studie auch als Chance, unsere Jugendarbeit noch effektiver zu gestalten.

DIE FURCHE: Bei Ihrer Antrittspressekonferenz haben Sie Bildung auch als einen Ihrer Schwerpunkte genannt.
Olgun: Bildung ist die Grundlage aller Bereiche. Ohne Bildung können wir die Menschen nicht in die Gesellschaft integrieren.

DIE FURCHE: Sie haben dort gesagt, Sie selber wollen bei der Religionslehrer-Bestellung künftig sensibler vorgehen. Es gab in den letzten Jahren öfter Radikalismus-Vorwürfe gegenüber einzelnen Religionslehrern.
Olgun: Wir sind mit unseren Religionslehrern und mit den Imamen in den Moscheen, die unter dem Dach der IGGÖ stehen, in Kontakt und machen sie darauf aufmerksam, dass sie unsere friedliche islamische Linie zu vertreten haben. So steht es auch in den Verträgen der Religionslehrer. Es hat in der Vergangenheit einige Vorwürfe gegen einige islamische Religionslehrer gegeben. Die haben wir ernst genommen, und wenn wir festgestellt haben, dass die Vorwürfe stimmen, haben wir diese Personen sofort entlassen. Aber viele Nichtmuslime können zwischen normaler Religiosität und einer Radikalität bei Muslimen nicht klar unterscheiden. Nicht jeder, der einen langen Bart trägt, ist automatisch ein radikaler Muslim.

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