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Digital In Arbeit

Intelligente Problemlöser

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Ein österreichisches Unternehmen entwickelte eine „intelligente" Software, die bereits mit Erfolg international vermarktet wird. Die Evolution in der Natur war Vorbild beim Entwurf dieser bahnbrechenden Technologie:

„Je komplexer das Problem, desto wohler fühlt sich EVIS", schwärmt Dietmar Bahn, Marketing Manager der Firma EVIS Technologies. EVIS ist ein intelligentes Computerprogramm und steht für „EVolution of Intelligent Systems". Ob Verschlüsselung von Nachrichten oder Kontonummern, Berechnung von Aktienkursen, Röntgenbildanalysen in der Medizin oder Prozeßoptimierungen in der Industrie - EVIS kann nach Angaben des Marketing Managers besser als die meisten anderen Systeme die optimale Lösung für sehr komplexe Probleme berechnen.

„Wir sitzen hier auf einer weltweit führenden Technologie", sagt Bahn. „Wenn ein großer Betrieb, etwa eine Papierfabrik, es durch Prozeßoptimierung schafft, den Energieverbrauch auch nur um fünf Prozent zu senken, so bringt das dem Betrieb Millionen an Einsparungen."

Bereits ein halbes Jahr nach der Markteinführung ist das Interesse an der Software vor allem im Ausland entsprechend groß.

Hauptkunde ist Japan. Der Elektronik-multi Mitsubishi war auch der erste Abnehmer von EVIS. Mitsubishi Electric setzt das Programm zur Prüfung von Verschlüsselungs-Algorithmen ein, um Schwachstellen in Sicherheitssystemen zu erkennen. Die Firma besitzt in Tokio sogar eine Zweigstelle. Sie soll sich künftig in erster Linie mit der Vermarktung von Künstlicher Intelligenz in Massenprodukten beschäftigen.

Überhaupt sei der Netzwerksicherheitsbereich ein sehr heißes Thema, erzählt Bahn. Bedingt durch das rasante Anwachsen des Internets sehen sich die Computeranwender zunehmend mit unberechtigten Zugriffen auf ihre Computer und Dateien konfrontiert. EVIS kann lernen charakteristische Muster genauer als bisher zu erkennen und damit einen besseren Schutz gewährleisten. Das betrifft auch die Virenbekämpfung.

Das Programm wurde unter der Leitung von Helmut Mach entwickelt. Die Firma ist im Softwarepark Hagenberg bei Linz angesiedelt. Die Software beruht auf genetischen Algorithmen, der dritte große Bereich in der Forschung auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Das selbstlernende Programm funktioniert wie die Evoludon in der Natur. Beginnend mit einer Urgeneration findet das Programm durch Anwendung genetischer Operatoren, etwa Mutation und Selektion, schrittweise immer bessere Lösungen um sich dem vorher definierten Zielkriterium (etwa optimaler Gewinn im Finanzbereich) anzunähern. Das Programm kann außer Zahlen auch Buchstaben und Begriffe, also Symbole verwenden. „Dadurch kann eine Lösung für Probleme mit einer großen Anzahl von Variablen gefunden werden", sagt Bahn. „EVIS ist dort geeignet, wo die traditionelle Matkamatik aussteigt." Die Lösung erhält der Kunde in Form einer analysier- und nachvollziehbaren Formel oder sogar als Computerprogramm. Ein weiteres spannendes Anwendungsgebiet für EVIS ist der Finanzbereich. „EVIS ist in der Lage, mit hoher Treffsicherheit Handelsstrategien und Anlageentscheidungen zu prognostizieren", erklärt der Marketing Manager. „Die Software findet ein Muster heraus, das den Gewinn maximiert." Das Programm kann dem Kunden zum Kauf oder Verkauf von Aktien, Optionen oder Futures raten. Wer dieses Programm bereits verwendet, das wollte Bahn nicht verraten.

Das Softwarepaket kostet je nach Anwendung einige Millionen Schil ling. Im Finanzbereich ist die Firma EVIS Technologies am Gewinn be teiligt und bei der Prozeßoptimierung von Industriebetrieben an den Ein sparungen. Derzeit betreut die Firma etwa ein Dutzend Großkunden. Auch die Biochemie hat EVIS als intelli genten Problemloser erkannt. In Zu sammenarbeit mit der Pharmaindustrie laufen zur Zeit Versuche, ob mit der Software die räumliche Struktur von Proteinen herausgefunden wer den kann. Ein neuer Weg zur Ent wicklung von Medikamenten wäre dadurch erschlossen.

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