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2500 Jahre Kunst auf bulgarischem Boden

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In einer etwas billigen Aufmachung zeigt die Österreichische Kul- turvereinigung eine sehr sehenswerte kleine Ausstellung, die der künstlerische Tradition auf bulgarischem Boden gewidmet ist. Nicht weniger als vierzig Völkerstämme haben sich im Lauf der Zeit in diesem Lande angesiedelt oder ihre Spuren hinterlassen, Kulturen geschaffen oder zerstört. Die ältesten Zeugnisse sind kleine Idole aus dem 3. Jahrtausend vor Christi, während der schöne kultische Goldschatz von Valtschitran, der in einer Kopie gezeigt wird, aus dem 8. Jahrhundert vor Christi stammt. Die Kunst der Skythen ist mit bemerkenswerte Beispielen ihrer stilisierten Tierfiguren vertreten, die der Thraker mit Kopien nach den Fresken des Kuppelgrabes von Kasanlik aus dem 4. Jahrhundert vor Christi und dem Goldschatz von Panagjurischte, beides Meisterwerke einer zum Teil unter griechischem Einfjuft stehenden hpdej ständigdn Kultur’.’ Rep griechischen UtstJrfings ist die Marmorstele des Änaxarider, aus dem Anfang des 5. Jahrtausends vor Christi, ein klassisch schönes Werk, das bei Sosopol, dem alten Apollonia, gefunden wurde. Auch die römische Herrschaft hat zahlreiche Kunstdenkmäler auf bulgarischem Boden hinterlassen, teils sind es noch griechische Arbeiten, teils römische Kopien nach griechischen Vorbildern, meist bemerkenswerte Beispiele eines späten oder provinziellen Stils. In der byzantinischen Ära entstand aus den Wechselbeziehungen der hellenistischen, römischen und slawischen Formelemente zur byzantinischen Kunst außer der sich entwickelnden traditionelle Ikonographie selbständiges Formgut, das sich neben der byzantinischen Kunst behauptete, aber nicht weiter entwickelte. Im 9. Jahrhundert wurde der byzantinische Stil vorherrschend, aber von den lokalen Meistern oft eigenständig umgeformt und belebt. Die Fresken aus der Kirche in Bojana, von denen Kopien zu sehen sind, stellen monumentale Beispiele der kraftvollen Kunstleistungen des 13. Jahrhunderts dar. Der Einfall der Türken unterbrach ohne Zweifel eine vielversprechende Entwicklung und brachte eine fünfhundert Jahre währende Sklaverei. Die Kunst erstarrt in der traditionellen Ikonenmalerei, die aber auch durchaus lokale Akzente erhält. Die Ausstellung enthält fast vierzig Ikonen — darunter einige von bemerkenswerter Schönheit — und ausgezeichnetes altes Kunstgewerbe, wobei der Schmuck manchmal türkische Einflüsse aufweist.

Bulgarische Volkstrachten, schön in den Farben und von einer gewissen Monumentalität, leiten dann zu dem Teil der Ausstellung über, der der bulgarischen Kunst des 20. Jahrhunderts gewidmet ist. Sie bewegt sich in den verspäteten Traditionen des 19. Jahrhunderts und ihre Vertreter gehorchen der — wie der Katalog feststellt — „realistischen Linie der bulgarischen Kunst, der Hauptlinie der gegenwärtigen Entwicklung in Bulgarien“.

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