Afrikas Regierungen ignorieren die Klima-Warnungen

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Angesichts der Gefahr, dass der Klimawandel die landwirtschaftlichen Erträge im südlichen Afrika in den kommenden 70 Jahren halbieren wird, fordern Experten der Region umfangreiche staatliche Investitionen in den Ausbau der Landwirtschaft. Darüber hinaus sollen Regierungen und Bauernverbände ihre Interessen international besser vertreten.

Mit dem erwarteten Anstieg der Temperaturen um bis zu sechs Grad Celsius und einem Rückgang der Niederschläge um 40 Prozent in einigen Regionen müsse sich das südliche Afrika auf zunehmende und lange Dürren, geringere Ernten, schrumpfende Weide- und Ackerflächen sowie auf Wassermangel, Naturkatastrophen und landwirtschaftliche Plagen einstellen, warnt Constansia Musvoto vom Südafrikanischen Rat für wissenschaftliche und industrielle Forschung (CSIR).

Seit Jahren beobachten die Menschen südlich der Sahara einen Rückgang der Nahrungsmittelproduktion. Pius Chilonda vom afrikaweiten Analysenetzwerk „Regional Strategic Analysis and Knowledge Support System“ führt die niedrigeren Ernteerträge auf einen inadäquaten Umgang mit Wasser und Land und einen begrenzten Zugang zu Märkten und Technologien zurück. In die Agrarforschung, die den Farmern helfen würde, sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen, wird seiner Meinung nach viel zu wenig investiert.

Viel mehr in die Agrarforschung investieren

„Der Agrarsektor des südlichen Afrikas benötigt Strategien, die eine langfristige Anpassung an den Klimawandel ermöglichen“, meint Musvoto. „Wollen die Bauern überleben, müssen sie ihre Einkommensquellen diversifizieren. Von der Landwirtschaft allein kann niemand mehr leben.“ Internationale Abkommen wie das Kyotoprotokoll zur Senkung der Treibhausgasemissionen hätten sich für die Region kaum ausgezahlt.

Als Beispiel nennt sie den „Clean Development Mechanism“ (CDM) des Kyotoprotokolls, das Industriestaaten CO2-Emissionsgutschriften in Aussicht stellt, wenn sie in Entwicklungsländern in CO2-reduzierende Projekte investieren. Dahinter steckt die Idee, dass Entwicklungsländer dadurch in den Genuss von Investitionen und Technologien aus Ländern des Nordens kommen, die die eigentlichen Umweltverschmutzer sind.

Was gut klingt, hat sich Musvoto zufolge für Afrika nicht ausgezahlt. Bis Oktober 2008 konnte das südliche Afrika nur 1,4 Prozent oder 17 aller globalen CDM-Projekte anziehen. 14 dieser Unternehmungen werden in Südafrika, dem regionalen Wirtschaftsriesen, durchgeführt.

SACAU, ein Zusammenschluss von Bauernverbänden der Region, fordert Reformen zugunsten einer Ausweitung der Selbstversorgung. „Wir müssen uns von Nahrungsmittelhilfelieferungen unabhängig machen“, unterstreicht Vorsitzender Ajay Vashee. „Die Abhängigkeit von auswärtiger Hilfe hat die Umsetzung von notwendigen Reformen verzögert. Nahrungsmittelhilfe macht Empfängerländer faul.“

Bisher haben die meisten Länder im südlichen Afrika alle Warnsignale ignoriert, widmen der Landwirtschaft keine fünf Prozent nationaler Budgets. Ausnahmen sind Madagaskar, Malawi und Mali, die dem Agrarbereich zehn Prozent bereitstellen.

* Die Autorin schreibt für die „Africa Inter Press Service News Agency“ (IPS)

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