Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Antike Trilogie im „Akademischen'4
Die „Orestie“ des Aischylos, welche das Akademische Gymnasium in einer Serie von zehn Aufführungen durch seine Schüler und Schülerinnen unter der Leitung von Professor Dr. Wolf gang Wolfring der Universität Wien aus Anlaß ihrer 600-Jahr-Feier als Festgabe geboten hat, bedeutet nichts Geringeres als die Wiedererweckung des altgriechischen Theaters in einer mit Sachkenntnis und Intuition geschaffenen Form, die geeignet ist, auch heute noch immer vorhandene romantische Vorstellungen des klassischen Dramas zu beseitigen. „
Dies ist nur mit solchen Darstellern zu verwirklichen, welche die Originalsprache beherrschen; denn nur so kann der Chor, das ursprüngliche und tragende Element des antiken Dramas, in seiner Wesenheit erfaßt und durch „Akteure“ verkörpert werden, welche als „Agierende“ fähig sind, nicht nur die Texte sinngemäß zu rezitieren, sondern auch durch eine von diesen Faktoren genau bestimmte Gestik und Agogik zum Ausdruck zu bringen. — Auf dieser Erkenntnis fußend, wurden die wichtigsten Chöre, im Gegensatz zu den deutsch gesprochenen Texten des Chores „der Ältesten von Argos“ (Chorführer Franz Zaunbauer) und der Protagonisten, im klassischen Griechisch gesprochen, gemimt und getanzt.
Im Geiste der antiken „Schemata“ hat Liliana Niesielska die Choreographien geschaffen und nicht nur als Chorführerin, sondern auch als Elektro außerordentliche Qualitäten bewiesen. Uberraschend sicher im Stil und stark im Ausdruck waren die Septimanerinnen Irene List (Kassandra), Eva Hanacik (Priesterin von Delphi) und Barbara Buchsbaum als Chorführerin der Mägde im herrlichen „Totenopfer“, während Gudrun Geier, einst Schülerin, heute bereits profilierte Künstlerin, als „Geist der Klytaimnestra“ ihre Hochform gefunden hat. Eduard Wegrostek, besonders gut im Aufbau dynamischer Steigerungen, spielte den Orestes, den Rächer seines Vaters Agamemnon, dargestellt von Peter Gruber, der im Verein mit Clemens Mayer die stil- und stimmungsvollem Motive für Flöte und Oboe geschaffen hat, die von Helmut Deutsch, dem die Gesamtkomposition oblag, und Heinz Withalm gespielt wurden.
Die durch Podeste, Stufen und eine raffinierte Licht- und Schattenwirkung zur antiken OKr|Vi'i gewordenen Szene war von dem von Professor Dipl.-Ing. Arch. Franz Hrdy entworfenen großartigen Prospekt der Königsburg von Mykene abgeschlossen, vor welchem sich das Drama des Schuldig- und Entsühntwerdens des Atridensohnes Orestes vollzog, welchem die schönen, von Frau Professor Erna Kunschak mit stilistischer Einfühlung geschaffenen Kostüme einen besonderen Akzent verliehen haben.
Die ausverkauften Vorstellungen bezeugen das große Interesse des Wiener Publikums an der zu neuem Leben erweckten antiken Trilogie und an den Leistungen des angesehenen Institutes.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!