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Breschnjew verbesserte seine Position in Bukarest

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Die Teppiche und Fahnen sind wieder eingerollt, die Schulkinder brauchen nicht mehr zu jubeln und in den Cafes von Bukarest können die Veteranen des Winterkrieges gegen Rußland wieder von ihren Erinnerungen erzählen. Bessarabien, das damals Kriegsziel von Antonescus Divisionen war, nachdem die Sowjets es den Rumänen mit Billigung Hitlers abgenommen hatten, gehört längst wieder zur UdSSR und das eigene Erdöl reicht auch nicht mehr aus. So besehen, hat sich nach dem Besuch des Moskauer Parteichefs in Bukarest nicht viel geändert. Rumänien braucht. dringend Wirtschaftshilfe, die es im Westen nur gegen harte Währung bekommt, aus der Sowjetunion, will es seine ehrgeizigen Expansionsziele in der Schwerindustrie auch nur halbwegs erreichen. In Moskau bekommt man für Rubel, was anderswo Dollars kostet. Auch öl und, bei anhaltender Vernachlässigung der Landwirtschaft, Weizen.

Hat sich wirklich nichts geändert?

Zunächst doch wohl dies: der „dissidentische“ Ceausescu hat mit der Einladung an Breschnjew die Grenzen seiner Macht einbekannt. Rumänien grenzt überall an „rotes“ Territorium. Seit Jugoslawien, nicht zuletzt bei dem unmittelbar vorangegangenen Besuch Breschnjews in Belgrad, deutüche Zeichen von Wohlverhalten abgibt, sind die begrenzten Möglichkeiten Rumäniens auch territorial sichtbarer geworden.

Sodann: kein Land Osteuropas bleibt so konsequent in Politik und Wirtschaft, in Kultur und Militärwesen der Parteilinie treu wie Rumänien. Was Ceausescu dem Volk an Nationalstolz und Zukunftsmusik einimpft, ist nur ein unzulänglicher Ersatz für das, was er ihm mit der anderen Hand, die mit dem eisernen Handschuh des Leninismus gepanzert ist, wieder nimmt. Die Morgenröte der Freiheit ist noch nicht einmal soweit gediehen, daß es, wie in Breschnjews Herrschaftsbereich, Dissidenten gäbe. Der einzige Dissident im Lande, Ceausescu selbst, hat jetzt zu erkennen gegeben, daß sich an seinem Herzensbekenntnis nichts geändert hat. Eben dies haben die Bukarester Tage offenbart - und darin gerade liegt die Änderung, die man bei dem Verhältnis UdSSR-Rumänien zukünftig nicht mehr vergessen darf.

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