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Das Monster
Die Regierung spart, und der Sozialminister hat kein Geld mehr für die Arbeitsmarktverwaltung.
Betroffen von dieser Pleite sind vor allem die jungen Arbeitslosen und solche Jugendliche, die ihr Studium oder ihre Lehre abgeschlossen haben und nicht in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden können. In Österreich ist etwa jeder vierte Arbeitslose unter 25 — in der Steiermark sogar jeder zweite. Die Jugendlichen sind eine sogenannte Arbeitsmarkt-Problemgruppe. Die Steiermark ist von der Arbeitslosigkeit besonders betroffen, und innerhalb der Steiermark ist es die Mur-Mürz-Furche, die mit extremen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Nach einer Untersuchung des Steiermärkischen Landesarbeitsamtes aus dem Jahr 1986 hat sich in diesem Gebiet die Wohnbevölkerung zwischen 1971 und 1981 um 4JI Prozent verringert; in einzelnen Orten ist dieser Rückgang besonders drastisch: Eisenerz 13 Prozent, Leoben neun Prozent, Mürz-zuschlag sieben Prozent.
In trockenen Zahlen wird die Folge der Krise der Verstaatlichten Industrie sichtbar: 1981 waren 36,4 Prozent der insgesamt 90”J537Beschäftigten der Obersteiermark in der Metallindustrie tätig. In den letzten fünf Jahren gab es hier eine Verringerung um 16 Prozent, wobei am stärksten der Bezirk Mürzzu-schlag betroffen ist: Hier kam es zu einem Rückgang an Arbeitsplätzen um 23 Prozent. Und über dem Durchschnitt hoch ist wiederum die Jugendarbeitslosigkeit.
Als jüngst in Mürzzuschlag über dieses Thema ,Jugend ohne Zukunft” diskutiert wurde, fragte jemand, wer eigentlich schuld an dieser Entwicklung sei. „Die Politiker”, beharrte ein Diskutant immer wieder energisch. Ein anderer meinte, schuld seien eigentlich alle gewesen: das Management, die Gewerkschaft und die Belegschaft. Trotz Studien, die bereits vor sechs Jahren erstellt worden waren, ha.be sich kaum etwas geändert: „Die Erneuerungsfähigkeit ist verloren gegangen”, konstatierte ein Wissenschaftler.
Alle waren sich einig, daß erst jetzt das Umdenken allmählich beginne, daß wir mit dem .Monster Arbeitslosigkeit” noch lange zu leben hätten, und daß man der Jugend wenig sagen könne. Ein Universitätsdozent formulierte es so: ,JDas Neue ist das, was wir noch nicht wissen.” Innovation ist das Schlagwort.
Und gerade für diese Innovation ist im Bereich der Arbeitsmarktverwaltung kein Geld mehr da.
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