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Polen und Österreich

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Wie und auf welchen Gebieten können österreichische Universitäten mit polnischen Hochschulen verstärkt Zusammenarbeiten? Eine Antwort auf diese Frage sollte der Besuch von sieben Rektoren aus Polen geben, die kürzlich eine Woche als Gäste der österreichischen Rektorenkonferenz in Wien weilten. Die Wünsche der polnischen Delegation nach Zusammenarbeit betrafen besonders die Wissenschaftszweige Pädagogik, Paläontologie, Germanistik und Zoologie. Die Medizin wurde ausgeklammert, denn sie fällt in Polen in die Kompetenz der Medizinischen Akademien.

Die Wiener Gespräche zwischen den polnischen und österreichischen Rektoren bedeuteten die Fortsetzung der im Jänner 1976 begonnenen Arbeit. Wie Rektor Sei- telberger, der Vorsitzende der österreichischen Rektorenkonferenz, betonte, sollten diese Gespräche in Wien die Zusammenarbeit der Universitäten auf eine „neue Basis” stellen, die gekennzeichnet wäre durch den direkten Kontakt zwischen den Rektoren als den bestellten Vertretern ihrer Universitäten. „Wir sind der Auffassung”, meinte Seitelberger, „daß die direkte, unter den betroffenen Wissenschaftern vorgenommene Aussprache und Klärung der Fragen der Zusammenarbeit und ihrer Möglichkeiten zielführender ist als alle anderen bis jetzt praktizierten Formen.”

Deutlich ließen sich vier Schwerpunkte der Gespräche erkennen:

• Die Berichterstattung uęd der Gedankenaustausch über die schon bestehenden wissenschaftlichen Kontakte und Kooperationen;

• die Prüfung der Effektivität der bisherigen Zusammenarbeit und der für sie verwendeten Durchführungsformen;

• der Erfahrungsaustausch und die Beratung der Vorgangsweise bei Erhäburi^eri übfer Möglfchkei-; ten ‘ einer wissenschaftlichen Kooperation.

• die Beratung und Festlegung von Themen für gemeinsame Forschungs- und Lehraktivitäten.

In einem Protokoll wurde festgehalten, daß sich die Beziehungen zwischen polnischen und österreichischen Universitäten „planmäßig entwickelt” hätten, daß sie in einigen Bereichen, wie etwa in der Geschichte, der Germanistik und in den Sprachwissenschaften, als „überaus befriedigend” bezeichnet werden könnten. Die bisherigen Kontakte, auch da waren sich die Teilnehmer einig, legten eine Erweiterung der Zusammenarbeit nahe. Man müsse auch diese Arbeitstagungen, wie die Wiener Tagung eine war, in regelmäßigen Abständen fortführen. In Formen von Partnerschaftsabkommen will man die Kooperation zwischen einzelnen Universitäten festhalten.

Auch Themen wurden diskutiert, die mehrere Universitäten berühren: Die Zusammenarbeit in den historischen Disziplinen, zur Zeit auf das 19. Jahrhundert beschränkt, sollte auf neue Themen erweitert werden; die gemeinsame Erforschung des 16. und 17. Jahrhunderts, auch insbesondere der 7 \ Slawenmission, wurde hier als Beispiel genannt. Besonderes Augenmerk wird die Türkenbelagerung von 1683 finden.

Vorrang bei der Zusammenarbeit sollen Tagungen und Symposien haben. Die gegenseitige Hilfe, insbesondere auf sprachlicher Basis, bei Forschungen und Archivauswertungen soll bei der Durchführung des Hochschullehreraustausches besondere Beachtung finden.

Freilich mußte von österreichischer Seite. darauf hingewiesen werden, daß die Gespräche und deren Ergebnisse den rechtlichen Charakter von Gutachten oder Anregungen für das Wissenschaftsministerium haben. Das Protokoll, betonte Seitelberger, sei daher auch kein Abkommen, sondern ein Arbeitsübereinkommen.

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