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Hochsdiulplanung fur morgen

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Die österreichische Rektorenkonferenz hat 1964 unter dem Vorsitz des derzeitigen Rektors der Universität Wien, Magnifizenz Universitätsprofessor Dr. med. Karl Fellinger, eine „Planungskommission“, in der alle österreichischen Hochschulen vertreten sind, eingesetzt. Der Bundesminister für Unterricht, Dr. Theodor Piffl-Perievii, hat eine groß angelegte Forschungserhebung über die in den einzelnen Hochschulinstituten und Kliniken durchgeführten Forschungsvorhaben veranlaßt.

Was sagen uns diese Maßnahmen? Sind dies zufällig zusammentreffende Ereignisse, oder stehen diese neuen Aktionen der österreichischen Rektorenkonferenz und der Unterrichtsverwaltung nicht doch in einem engen Zusammenhang?

Im Verlauf einer Pressekonferenz während der jüngsten Rektorenkonferenz in Linz gab Magnifizenz Prof. Fellinger die Antwort auf diese Fragen: „Der außerordentliche Zu-drang zu den Hochschulen und die Entwicklung der Wissenschaft machen es einfach unmöglich, Doppelläufigkeiten zu finanzieren. Es ist nicht mehr denkbar, daß jede Universität auf allen Gebieten alles leistet“, man wird bestimmten Hochschulen bestimmte Aufgaben empfehlen müssen, was vor allem für die Medizin und die Technik, aber auch für andere Fakultäten gilt. Nicht jede Fakultät wird jedes Fach in höchster Qualität besetzen können.“ Eine solche Bemerkung des Vorsitzenden der Rektorenkonferenz hätte wohl vor einiger Zeit noch einen Proteststurm verschiedener Hochschulkreise bewirkt. Die Entwicklung ist aber, wie man sieht, über enge, provinzielle Anschauungen hinausgegangen, und während man in Österreich noch über eine innerösterreichische Arbeitsteilung auf dem Hochschulsektor diskutiert, werden im Ausland bereits Pläne für eine gesamteuropäische Hochschulplanung erörtert. Grundlage für jede echte Schwerpunktbildung ist eine genaue Bestandsaufnahme über die vorhandenen Einrichtungen und Möglichkeiten. Die Forschungserhebung des Unterrichtsministers zielt also genau in die gleiche Richtung, wie es die Maßnahmen der heurigen Rektorenkonferenz tun. Die einmal eingeschlagene Entwicklung kann wohl von rückständigen Kreisen verzögert, keinesfalls aber aufgehalten werden.

Die geringen Mittel, die der österreichische Staat den Hochschulen und der Forschung allgemein zukommen läßt beziehungsweise unter Berücksichtigung der österreichischen Finanzkraft zukommen lassen kann, lassen eine Schwerpunktbildung in Österreich besonders dringlich erscheinen. Argumente, wonach die Autonomie der österreichischen Hochschulen eine derartige Schwerpunktbildung verhindert, sind keineswegs zutreffend. Nach den geltenden Rechtsvorschriften werden sowohl Lehrkanzeln als auch Institute und Kliniken vom Bundesministerium für Unterricht nach Anhörung des zuständigen Professorenkollegiums errichtet, benannt und aufgelassen. Es steht nirgends geschrieben, daß an jeder Universität alle klassischen Universitätsfächer gelehrt werden müssen. Im Gegenteil, die Universitätsreform im Ausland beschreitet immer mehr den Weg fachlicher Schwerpunktbildung an den einzelnen Hochschulen. Man versteht heute darunter keineswegs die Schaffung von Spe-zialhochschulen, sondern die Errichtung von Universitäten, die gewisse größere Bereiche in der gesamten Breite und Tiefe echter wissenschaftlicher Forschung zu erfassen in der Lage sind.

Die Schaffung einer Universität in Linz, die sich aus Fakultäten für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie aus einer naturwissenschaftlich-technischen Fakultät zusammensetzt, kann als positives Beispiel für eine derartige Entwicklung auch in Österreich erwähnt werden. Die zukünftige Linzer Universität — die Verleihung dieses Namens an die jetzige Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ist trotz des zunächst ablehnenden Bescheides der österreichischen Rektorenkonferenz nur eine Frage der Zeit — wird den wirtschaftlich und sozial geschulten Fachmann ausbilden, der die Leitung eines technischen Betriebes übernehmen kann. Linz wird also ein Schwerpunkt des österreichischen Hochschulwesens ganz moderner und besonderer Art werden. Wie kann man sich aber die Schwerpunktbildung im Bereich der traditionellen Universitäten vorstellen?

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