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Rektoren: Lage der Hochschulen ist ernst
Eine Umfrage mit einer Rücklaufquote von 140 Prozent ist zweifellos ein Phänomen, noch dazu, wenn die Ergebnisse eine so deutliche Sprache sprechen wie jene bei der jüngst von der österreichischen Rektorenkonferenz präsentierte Befragung.
Die ursprünglich nur an Rektoren und Dekane der österreichischen Hochschulen gerichteten
Fragebogen wurden zum Teil kopiert und noch von einzelnen Instituten beantwortet — das erklärt die Rücklauf quote. Die eindeutigen Antworten sind wohl nur dadurch zu erklären, daß sie der traurigen Wahrheit entsprechen.
Univ.-Prof. Richard Plaschka, Vorsitzender der Rektorenkonferenz, wies am Vortag der parlamentarischen Enquete über Hochschulfragen auf eine Reihe von ernsten Problemen hin:
• Die Fortbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses;
• die ständig geringer werdende Autonomie;
• die stagnierenden Budgetmit- -tel;
• die durch das Universitätsor-ganisationsgesetz (UOG) verstärkte Ausuferung der Bürokratie und
• die damit verbundene Reduzierung der Forschungsarbeit.
Dazu Zitate von Befragten:
„Die Inanspruchnahme durch Unterricht und Verwaltung erschwert die Forschung... Die geistige Ausbeutung auf den Hochschulen hat die Grenze des Erträglichen bereits überschritten ... Für die Erledigung der notwendigsten Arbeiten waren im Studienjahr 1980/81 die Assistenten mit durchschnittlich mindestens 50 Stunden pro Woche belastet Die Folge: Trotz der großen Zahl anstehender wissenschaftlicher Probleme ist seit Jahren eine Forschungstätigkeit der Assistenten praktisch nicht mehr möglich...
... Bibliotheksdotation viel zu gering. Wir können nicht einmal die wichtigste Literatur zu Forschungsvorhaben ankaufen... Zu wenig Mittel für die Einladung von Gastvortragenden...
... Nicht einmal das Personal für die Erfüllung der Pflichtlehrveranstaltungen ist vollständig vorhanden; verglichen mit dem Durchschnitt im deutschsprachigen Raum müssen wir ein Ubersoll von 300 % im Unterricht erbringen."
Die Antworten vermitteln ein so katastrophales Bild der Lage an den Hochschulen, daß eine rasche und energische Kurskorrektur angebracht erscheint
Die gegenwärtige Politik, die Universitäten „offen für alle" zu halten, ist so lange unglaubwürdig, so lange sie nicht die bud-getären und infrastrukturellen Voraussetzungen dafür schafft
Derzeit gibt es Übungen, die für etwa 15 Studenten vorgesehen sind, an denen aber über 100 teilnehmen, weil es an Personal und Raum fehlt
Daß unter solchen Bedingungen bisher das internationale Niveau halbwegs gehalten werden konnte, ist für die Professoren Manfried Welan (Prorektor der Universität für Bodenkultur) und Wilfried Nöbauer (Rektor der Technischen Universität Wien) ein „österreichisches Wunder".
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