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Es liegt am System
Hans Tuppys Klage über den Niveauverlust an den Hochschulen fand Beifall bei Professoren (vgl. FURCHE 14/84). Heute kommt ein Vertreter der Assistenten zu Wort.
Hans Tuppys Klage über den Niveauverlust an den Hochschulen fand Beifall bei Professoren (vgl. FURCHE 14/84). Heute kommt ein Vertreter der Assistenten zu Wort.
Daß die ständige Erhöhung der Studentenzahlen ohne entsprechende Erhöhung des Personal- und Sachaufwandes zu einer Funktionsbeeinträchtigung der Universitäten führen mußte, liegt auf der Hand. Aber der Vorwurf, ausgerechnet den Mittelbau für den beklagten Niveauverlust verantwortlich machen zu wollen, entbehrt jeder sachlichen Grundlage und fällt letztlich voll und ganz auf die Professoren zurück, weil trotz des durch das UOG1975 geschaffenen etwas größeren Freiraums für die Assistenten de facto nach wie vor jeder Assistent von einem Ordinarius ausgewählt wird, der ihn auch lenkt und seinen Arbeitsbereich bestimmt.
Dazu kommt, daß die Verlängerung des Dienstverhältnisses nach zwei beziehungsweise später nach jeweils vier Jahren der Befürwortung des Professors bedarf, der diese wohl nur erteilen wird, wenn er mit „seinem" Assistenten auch zufrieden war.
Was die Forschungstätigkeit anbelangt, so wird sie zwar zu einem großen Teil von Assistenten getragen, die Entscheidung darüber, wer worüber wie lange forschen darf, liegt aber in allen Fällen beim Ordinarius. Eine Qualitätsminderung in diesem Bereich fällt daher ebenfalls auf die Professoren als die verantwortlichen Entscheidungsträger zurück.
Universitätsprofessoren unterliegen in Hinblick auf Qualität und Intensität ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit keinerlei wirksamer Kontrolle. Dieser große berufliche Freiraum ist freilich mit einer ebenso großen Verantwortung gekoppelt, der sich Österreichs Ordinarien auch nicht entziehen dürfen.
An der Abhängigkeit der Assistenten von „ihren" Ordinarien hat sich hingegen nicht viel geändert. Abhängigkeit aber führt zu Anpassung, was umso schädlicher ist, als gerade die Assistenten dafür prädestiniert wären, innovativ zu sein und für Blutauf frischung in allen Bereichen zu sorgen.
Wenn der Vorsitzende der Rektorenkonferenz, Univ.-Prof. Hans Tuppy, den mangelnden Elan mancher Assistenten beklagt, so muß er sich die Frage gefallen lassen, ob das derzeitige Universitätssystem dem Elan der Assistenten auch genug Raum läßt. Wer neue Gedanken verbreitet, ist für die Etablierten oft unbequem und macht sich unbeliebt.
Dazu kommt, daß jeder Assistent nach längstens 14 Jahren habilitiert sein muß, andernfalls er auf der Straße steht, weil das System der Kettendienstverträge überall sonst, nur bei den Universitätsassistenten nicht verboten ist, deren Beruf solcherart die Nachteile des öffentlichen Dienstes (geringes Gehalt) mit jenen der Privatwirtschaft (keine berufliche Sicherheit) in diabolischer Weise verbindet.
Mag sein, daß der Trend an den Universitäten zur Mittelmäßigkeit geht. Die Assistenten haben jedenfalls eine derart abhängige Stellung, daß der Versuch, sie dafür mitverantwortlich zu machen, auf jenes System zurückfallen muß, das sie nach wie vor in dieser Abhängigkeit hält.
Es ist auch schlicht falsch, daß immer die Professoren die Träger des Qualitäts- und Leistungsstrebens sind. So mancher Ordinarius, der hehre Qualitätsideale im Munde führt, legt in der Praxis eine höchst nivellierende „Platzhirschmentalität" an den Tag, um nur ja keinen Kollegen aufkommen zu lassen, der ihm selbst einmal gefährlich werden könnte.
Der „Platzhirschvergleich" trifft leider auch für die Mobilität österreichischer Universitätsprofessoren durchaus zu. Die weitgehende Immobilität von Österreichs Professoren fällt letztlich dem wissenschaftlichen Nachwuchs auf den Kopf, weil es dadurch immer schwieriger wird, eine Professorenstelle im Inland zu ergattern, die später als Sprungbrett für eine Auslandstätigkeit dienen könnte.
Schon allein deshalb machen sich die Assistenten über das Niveau an Österreichs Universitäten und Hochschulen größere Sorgen als jene, die bereits etabliert sind.
Wenn es also wirklich so sein sollte, daß die Assistenten — wie Tuppy meinte — „verfetten", so kann es sich dabei — wie der Kuriensprecher der Geisteswissenschaftlichen Fakultät, Klaus Zat-loukal, kürzlich treffend bemerkte — beileibe nur um „Kummerspeck" handeln.
Univ.-Ass. Dr. Wolfgang Brandstetter ist Vorstandsmitglied des Universitätslehrerverbandes und Mittelbauvertreter im Akademischen Senat der Universität Wien.
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