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Digital In Arbeit

Studenten gegen Despotie der Professoren

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Hier scheiden sich sehr deutlich die Geister. Die Professoren verwiesen auf ihre langjährigen Erfahrungen. Gedeihliche Arbeit im Institut kann dann gegeben sein, wenn die Verantwortlichkeiten klar definiert sind.

Die Studenten zeigten eine mitunter manisch wirkende Aversion gegen die „Despotie der Ordinarien“; es fielen Ausdrücke wie „Leibeigenschaft der Assistenten“. Diese Pro-fessorenherrschafit aus dien Angeln zu heben, schien das höchste Ziel ihrer Bemühungen.

„Da ünatiltut“ als'allgemeiragültigies Modell aufzustellen, ist unmöglich. Zwischen dem alleinstehenden Institut für Numismatik mit einem Professor, einem Assistenten und wenigen Hörern und der Chirurgischen Klinik mit ihrer Vielfalt am Unterteilungen gibt es so viele Abstufungen, daß es illusorisch scheint, einen Semeinsamen Nenner zu suchen.

Von diesen verschiedenen Strukturen aber hängt es auch ab, ob und wie es möglich und nötig sein wird, zwischen dem Institut und der Fakultät oder ' der Gesamthochschule eine Zwischenstufe einzuschieben. Die Notwendigkeit hierzu tauchte vor allem an den Philosophischen Fakultäten auf, die in ihrer heutigen Größe nicht mehr zu überschauen sind. Vor allem die Mitsprache fachfremder Ordinarien in fachbezogenen Entscheidungen trifft — nicht nur bei den Studenten — oft auf Widerspruch.

So schien sich als Zusammenfassung fachverwandter Institute der „Fachbereich“ oder die „Sektion“ anzubieten (da die Bezeichnung „Abteiteilung von Großinstituten, gebräuchlich ist). Aber müssen unbedingt — wie es Intention der Studenten ist — auch kleinere Hochschulen Zwischeninstanzen einziehen, obwohl bei Ihnen — etwa in Leoben, an der Tierärztlichen, an der Hochschule für Bodenkultur, sogar an der Hochschule für Welthandel — die Übersichtlichkeit ohnehin gegeben ist?

Gegenüber der fah- und damit for-schungsbezogenen Struktur des „Fachbereichs“ sollten „Studienkommissionen“ für die Koordinierung der mehrere Fächer betreffenden Studienbelange eingesetzt werden — als Kommission, ohne eigenen Apparat, aber mit der echten Möglichkeit, gerade hier bei der Gestaltung des Lehrbetriebs die Mitsprache der unmittelbar Betroffenen zu verankern. Auch hier stieß man bald an die Mauer, die die Verschdedenartig-kelt der Strukturen In den einzelnen Bereichen bedeutet. Studienrichtungen der geisteswissenschaftlichen Fächer sind eben anders aufgebaut als jene der Sozialwissenschaften. In den 600 Jahren österreichischer Kulturpolitik seit der Gründung der Universität Wien wurden alle Reformen vom Herrscher oder von seinen Beauftragten durchgesetzt — meist gegen den Widerstand der Beteiligten. Heute sind alle aufgerufen mitzuwirken — es müssen aber auch alle anerkennen, daß ihre Meinung nur eine von vielen ist, die auf einen Nenner gebracht werden müssen.

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