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„Welthändler” Mehr Sprachen
Kann der künftige Wirtschaftsführer überhaupt seinen Aufgaben genügen, wenn er neben den notwendigen Kenntnissen der Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft nicht auch Fremdsprachen beherrscht? Als Beginn der Studienreform in Österreich vor 15 Jahren die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften auf ein gemeinsames Konzept hin reformiert wurden, glaubte man im Interesse der Gemeinsamkeit von der alten Forderung der Hochschule für Welthandel auf Nachweis zweier Fremdsprachen abgehen zu müssen. Nun kehrt man wieder dorthin zurück.
Der Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien, Prof. Alois Brusatti, ist seit Jahren der Motor dieser Reformbemühungen. Im November 1979 legte er auf einer Enquete der Bundeswirtschaftskammer seine Vorschläge einer Neuordnung vor. Inzwischen kamen auf zwei Klausurtagungen Professoren, Assistenten und Studenten der betroffenen Fächer mit Sprechern der Inter-essensvertretungen zusammen, um letzte Hand anzulegen.
In Zukunft sollen die Studierenden der (nur an der Wirtschaftsuniversität angebotenen) Handelswissenschaften wieder zwei Fremdsprachen - spezialisiert auf die Wirtschaftssprache - beherrschen. Für die Hörer der Betriebswissenschaften gibt es noch eine Pflichtfremdsprache, die übrigen Studenten sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Studienrichtungen müssen wenigstens „passive Beherrschung” nachweisen.
Im wesentlichen wurde der Brusatti-Entwurf beibehalten, die Soziologie für alle Studienrichtungen etwas verstärkt, die - 1966 stark betonten - Rechtsfächer zurechtgestutzt und die jeweiligen Schwerpunktfächer im ersten Studienabschnitt verstärkt. Als Neueinfüh-rung stehen eine eigene Studienrich-
Kurz notiert
Die Erste österreichische Spar-Casse veranstaltete ein Symposium über Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Bulgarien. In seinem Einleitungsreferat betonte Generaldirektor Dr. Hans Haumer, daß eine größere „Gleichwertigkeit” der Handelsströme zwischen Ost und West erreicht werden müsse.
Ein Entwicklungshilfemarkt wird auch heuer wieder in Tulln veranstaltet. Am 13. und 14. Juni werden im Schubertpark handwerkliche und künstlerische Gegenstände ebenso wie direkt importierte Nahrungsmittel (Tee, Kaffee usw.) angeboten.
„Softwarentechniker” ist ein Beruf, der von der Wirtschaft verstärkt nachgefragt wird. Immer zahlreicher werden die Unternehmen, die Datenverarbeitung einsetzen und immer größer daher auch die Nachfrage nach Personen, die Programme entwickeln und warten können. tung für Wirtschafts- und Betriebsinformatik sowie eine andere mit verstärkter Betonung des öffentlichen Rechts in Kombination mit Wirtschaftsfächern - gedacht für Wirtschaftsprüfer und Steuerberater - am Horizont.
Die Vorarbeiten für die neuen Studiengesetze der Handelswissenschaften, der Betriebswirtschaft und der Wirtschaftspädagogik sind im wesentlichen fertig - sie betreffen rund 90 Prozent der Hörer der „Sowi”-Studien.
Mit einer Ausnahme sind alle Interessenten mit dem Entwurf einverstanden - die Studenten lehnen ihn ab. Sie wollen keine Verpflichtung, auch Fremdsprachen zu lernen und sich abfragen zu lassen, sie wollen mehr Berücksichtigung der „gesellschaftlichen Auswirkungen” alles dessen, was sie an der Universität lernen sollen.
Ihr Veto könnte die Verwirklichung der Reform verzögern. Im Wirtschaftsministerium steht man in der Endredaktion des Entwurfes, der im Juli zur Stellungnahme ausgesandt werden soll. Gegen Ende des Jahres wird dann in einer Enquete Bilanz gezogen, um noch im Winter die Endfassung ins Parlament gehen zu lassen.
Die Bundeskammer hat kürzlich die Dokumentation ihrer Vorjahrsenquete vorgelegt. Hier betonte Wissenschaftsminister Herta Firnberg, wie wichtig die Intensivierung der praktischen Fremdsprachenausbildung im Hinblick auf die Struktur der österreichischen Wirtschaft, aber auch die verbesserte Ausbildung im Bereich der Kernfächer oder die verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit der einzelnen sozial-und wirtschaftswissenschaftlichen und der rechtswissenschaftlichen Fachgebiete sei.
Sie erinnerte aber auch an das Allgemeine Hochschulstudiengesetz mit seiner Feststellung, daß die Universitäten eine Berufsvorbildung, nicht eine Berufsausbildung geben sollen. Die Vorstellung, daß die Universität für eine konkrete Berufsposition ausbilde, werde revidiert werden müssen. „Ich will damit nicht der Praxisferne der Studien das Wort reden”, erklärte die Ministerin, „aber zwischen wissenschaftlicher Ausbildung und Praxisnähe muß doch ein gewisses Gleichgewicht gefunden werden, das nicht ausschließlich auf der Akzentuierung der Praxis liegen kann.”
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