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Gemeinsam geht es doch besser -Firnberg bei den Rektoren

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Die Tagszeitungen sprachen einmal vom „offenen Krieg“, ein andermal vom „kalten Krieg“, wenn sie das derzeitige Verhältnis zwischen Universitäten und Wissenschaftsministerium charakterisieren wollten. Anlaß dazu waren die Stellungnahmen zum Assistenten-,, Spar-Erlaß“ des Ministeriums. Dieser sei ein Eingriff in die Autonomie, meinten die Hochschulen; Frau Firnberg dazu: die Universitäten verschwenden Geld.

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Die Tagszeitungen sprachen einmal vom „offenen Krieg“, ein andermal vom „kalten Krieg“, wenn sie das derzeitige Verhältnis zwischen Universitäten und Wissenschaftsministerium charakterisieren wollten. Anlaß dazu waren die Stellungnahmen zum Assistenten-,, Spar-Erlaß“ des Ministeriums. Dieser sei ein Eingriff in die Autonomie, meinten die Hochschulen; Frau Firnberg dazu: die Universitäten verschwenden Geld.

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Gerade in diesen Wochen der Diskussion - mittlerweile konnte bekanntlich eine gemeinsame Lösung gefunden werden - lud die österreichische Rektorenkonferenz Wissenschaftsminister Dr. Hertha Firnberg ein, um in einer Plenarsitzung Ende November das Arbeitsprogramm 1976/77 überreichen zu können. Um es gleich vorwegzunehmen: Das dreistündige Gespräch verlief äußerst sachlich, war informativ und wird in regelmäßiger Folge wiederholt werden. Dr. Firnberg meinte, dieses Gespräch - „ein Dialog zwischen zwei an gleichen Problemen interessierten Stellen“ - sollte mindestens einmal pro Studienjahr abgehalten werden.

In einem gemeinsamen Pressekommunique von Wissenschaftsminister Firnberg und Rektor Franz Sei-telberger, dem Vorsitzenden der österreichischen Rektorenkonferenz, wurden auch die Schwerpunkte des Gesprächs skizziert: Grundsatzprobleme der Studienreform und die durch das UOG neuartige Budgetie-rung der Universitäten,

Zu Beginn eines jeden Studienjahres beraten die Mitglieder der Rektorenkonferenz die Lage und Probleme der österreichischen Hochschulen und fassen diese in einem Arbeitsprogramm zusammen. Dieses gibt Hinweise auf Maßnahmen, die nach Meinung der Hochschulen „unabweis-lich oder vordringlich oder zweckmäßig sind“ (so Rektor Seiteiberger). Zum Thema Studienreform enthält das heurige Arbeitsprogramm eine Reihe offener Probleme:

•die Erlassung eines Kunsthochschulstudiengesetzes,

•die endgültige Regelung des pädagogischen Begleitstudiums,

•die Reform der Universitätscurri-cula durch Novellierung der besonderen Studiengesetze und Studienordnungen,

•die Reform des Prüfungswesens,

•die Klärung offener Fragen zum Doktoratsstudium,

•die Neuordnung der Aufnahme ausländischer Studienbewerber.

In den Wortmeldungen zu diesem Thema bestand zwischen Minister Firnberg und den Rektoren Einigkeit, daß man darüber ausführliche Gespräche werde führen müssen.

Der zweite Schwerpunkt, die nach UOG neuartige Budgetierung und Mittelverteilung, streifte auch einige aktuelle Ereignisse, wie etwa die Einsparungen von Lehraufträgen. (Firnberg: „Dieser Wildwuchs muß abgebaut werden.“) Eine gemeinsame Arbeitsgruppe zwischen den Universitäten und dem Ministerium sollte, nach Vorschlag Dr. Firnbergs, Richtlinien für die Planung und Budgetierung der Jniversitäten erarbeiten, um dann jinheitlich vorgehen zu können.

Angesichts der angespannten Bud-;etlage nannte das Arbeitsprogramm ier Rektorenkonferenz verschiedene )ffene Fragen:

I Die Umstellung der Dienstpostenpläne sowie der Mittelverteilung auf die Regelungen des Paragraphen 4 des UOG, der den Universitäten Finanzautonomie verleiht, damit diese die Umschichtungen selbst vornehmen und an Einsparungen mitwirken können (bisher fehlte es an klaren Kompetenzen und Planungsunterlagen für die Universitäten).

• Die Einführung eines zeitlich begrenzten „Notprogramms“, wonach Dienstposten (besonders für Assistenten) befristet zur Verfügung gestellt werden, um bei den derzeit noch steigenden Studentenzahlen eine langfristige Dienstpostenvermehrung entbehrlich zu machen.

Minister Firnberg - stets gut informiert, so daß sie ihre anwesenden Beamten Brunner, Frühauf, Drischel, Demel und Höllinger nicht zu Worte kommen ließ - betonte mehrmals, die volle Verantwortung für die Universitäten trage der Minister. Bei den Einsparungsmöglichkeiten könnten die Hochschulen - da selbst beteiligt -nicht sachlich vorgehen; die müsse das Ministerium in objektiver Weise wahrnehmen. Daß die Mittel sparsam eingesetzt werden, sei Gesetzesauftrag und daher selbstverständlich. Die Universitäten sollten, stimmte Dr. Firnberg einer Wortmeldung zu, einen „Sparkommissär“ einsetzen, um die Empfehlungen des Sparens auch in die Tat umsetzen zu können.

Rektor Seiteiberger urgierte in seinem einleitenden Referat, es gebe zahlreiche Vorschläge der Rektorenkonferenz, auf die das Ministerium noch nicht reagiert habe, und nannte in diesem Zusammenhang:

•Die Einrichtung von Forschungsstationen österreichischer wissenschaftlicher Institutionen und Entwicklungsländer;

•die Schaffung vermehrter Ausbildungsstellen für medizinisch-technische, veterinärmedizinisch-tech-' nische Assistenten und Tierpfleger;

•ein Aufbaustudium für Umweltschutz und für Entwicklungshelfer.

Zieht man Bilanz über dieses Gespräch, so kann man, wie erwähnt, durchaus zufrieden sein. Beide Seiten, das wurde deutlich, sind an der Lösung der vielen anstehenden Probleme interessiert; das Geld wird immer weniger, die Studentenzahlen steigen weiter, die Berufsaussichten für einzelne Studienrichtungen sinken ständig.

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