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Raumnot und Personalmangel

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1980 wird das Universitätsorganisations-Gesetz fünf Jahre alt. Drei Jahre brauchte man, um die dort verkündeten Veränderungen durchzuziehen. Die zweite Rektoren-„Genera- tion“, die nach den neuen Bestimmungen gewählt worden ist, hat ihr Amt angetreten. Wie sieht der oberste Funktionär der größten österreichischen Universität, Univ.-Prof. Winfried Platzgummer, Strafrechtler an der Universität Wien, die Lage am Beginn seiner Amtszeit?

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1980 wird das Universitätsorganisations-Gesetz fünf Jahre alt. Drei Jahre brauchte man, um die dort verkündeten Veränderungen durchzuziehen. Die zweite Rektoren-„Genera- tion“, die nach den neuen Bestimmungen gewählt worden ist, hat ihr Amt angetreten. Wie sieht der oberste Funktionär der größten österreichischen Universität, Univ.-Prof. Winfried Platzgummer, Strafrechtler an der Universität Wien, die Lage am Beginn seiner Amtszeit?

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Man kann auch mit diesem Gesetz arbeiten, wenn die Menschen zur Zusammenarbeit bereit sind, meint der Jurist, der sich nicht, wie es im Gesetz vorgesehen ist, ein Jahr als Prärektor einarbeiten konnte, nachdem erst im Juni der Streit um die Rek- torswahl des Vorjahres zu seinen Gunsten entschieden worden war. Trotzdem ist das UOG kein gutes Gesetz. Es ist technisch unglücklich, es bringt viele Auslegungsschwierigkeiten - und was das UOG an Mitbestimmung beschert hat, wird zum Teil durch die Novelle zum Allgemeinen Hochschulstudiengesetz wieder beseitigt.

Der Rektor klagt über die vermehrte Bürokratisierung, über die Einflußmöglichkeiten des Ministeriums auf den Universitätsdirektor, über den erschwerten Informationsfluß in den Fakultäten, nachdem alle wichtigen Entscheidungen in Kommissionen fallen und das Fakultätskollegium auf Habilitationen und Berufungen keinen Einfluß mehr hat.

Auch die versprochene erweiterte Autonomie im Finanzbereich hat sich als Farce erwiesen. Der Universität steht lediglich ein Antragsrecht zum Budget zu, sie ist in der Aufteilung beschränkt. Das Ministerium macht immer mehr von der Aus- nahmsbestimmung Gebrauch,Dienstposten nach eigenem Gutdünken zuzuweisen.

Aber immerhin hat die erste Novelle zum UOG ein paar vernünftige Änderungen gebracht, räumt Platzgummer ein. Unstimmigkeiten, die sich in den Durchführungserlässen ergaben, wurden bereinigt. Die Befürchtungen, daß sich die Mitbestimmung in einer Abgrenzung einander feindlich gegenüberstehender Gruppen auswirken könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Meist überwiegen doch die vom Fach her bestimmenden Notwendigkeiten.

Die Rektorenkonferenz ist dabei, einen Katalog dringender Wünsche für eine weitere Novellierung des UOG aufzustellen. Hierbei wird die Aktivierung des Paragraphen 4 - zur Finanzautonomie der Universität - weit vorne stehen. Auch die Position des Universitätsdirektors sollte im Sinn der Vorstellungen der Universitäten überdacht werden.

Damit aber treten nach 15 Jahren Reformdiskussion - 1964 hatte Unterrichtsminister Piffl-Percevic mit seinem Rat für Hochschulfragen das Allgemeine Hochschulstudiengesetz formuliert und damit die Studienreform eingeleitet - wieder mächtig die materiellen Sorgen in den Vordergrund, im Falle der Universität Wien vor allem , dig, .Įaųmproblęme, denntrotz aller Neubauten der vergangenen 20 Jahre und vieler zusätzlicher Anmietungen sind Geistes- und Naturwissenschaften katastrophal überbelegt. Zwei Großbauten sind im Werden, das Zoologie-Zentrum am Franz-Josefs-Bahnhof und das Juridicum in der Helferstorfferstra- ße. Aber auch wenn sie fertig sind, bleibt ungedeckter Raumbedarf.

Die Universität darf nicht über die ganze Sfadt verteilt werden, betont Platzgummer. Deswegen richtet sich der Blick vor allem auf zwei Areale in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes, die in absehbarer Zeit neue Verwendungen bekommen sollen: das (alte) Allgemeine Krankenhaus und die Roßauer Kaserne, die auch aus denkmalschützerischen Überlegungen kulturellen Zwecken Vorbehalten werden sollte.

Der zweite Engpaß liegt beim Personal.

Nach der alle Hochschulen umfassenden Informationskampagne des heurigen Frühjahrs wird die Universität Wien im nächsten Jahr in einer eigenen Aktion in die Außenbezirke gehen, um auch dort den Menschen bewußt zu machen, daß die Arbeit der Wissenschafter für jeden einzelnen notwendig ist.

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