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1988 schon jeder fünfte an einer Universität?

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Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg legte am 2. Oktober den fünften Hochschulbericht vor, den dritten - und voraussichtlich letzten — ihrer Ära. Daß er mit echten Erfolgen und beeindruckenden Statistiken aufwarten kann, ist nicht zu verwundern nach einem Jahrzehnt, in dem die Hochschulpolitik von einer so selbst- und zielbewußten Repräsentantin geprägt worden ist.

Daß in der kommenden Woche im Nationalrat der Bericht über das erste Jahrfünft der Durchführung des Universitätsorganisati-onsgesetzes diskutiert werden wird, gibt dem Hochschulbericht seinen zusätzlichen Akzent.

So war auch die Blickrichtung der Pressekonferenz mehr in die Zukunft, als in die im Bericht festgehaltene Vergangenheit gerichtet. Dem entspricht auch, daß der Hochschulbericht 1981 erstmals ein Kapitel über Planungsprognosen enthält, das ein Ansteigen der Inländer-Studentenzahlen von heute rund 110.000 auf 140.000 bis 160.000 bis 1988 erwarten läßt.

Das entspräche einer Erstins-kribentenzahl von 16.000 oder etwa 20 Prozent des in Frage kommenden Gefeurtsjahrganges — also der Größenordnung, die im Ausland bereits erreicht sein soll. Aber sind dort nicht unter „Hochschulabsolventen" auch die Besucher der Fachhochschulen gezählt, die es in Österreich in dieser Form niqfit gibt?

Das bis in die Mitte der achtziger Jahre zu erwartende weitere Ansteigen der Hörerzahlen läßt die Raumprobleme noch nicht schwinden—trotz der Großvorhaben, die durchgeführt wurden oder im Bau stehen. So finden sich auch für die nächsten fünfzehn Jahre noch etliche Projekte auf der Wunschliste.

Die 1966 mit dem Allgemeinen Hochschulstudiengesetz eingeleitete Studienreform liegt nun mit (fast) allen ihren Studiengesetzen, Studienordnungen und Studienplänen vor — 734 Studienmöglichkeiten stehen zur Verfügung.

Nur die praktische Lehramtsausbildung iit nach wie vor ungelöst. Zwar konnte die Obstruktion von Studentenvertretern gegen die vorgesehenen Praktika ausgeschaltet werden. Aber auch die Verhandlungen mit dem Unterrichtsministerium und der Lehrergewerkschaft haben noch nicht zum Ergebnis geführt, ließ die Ministerin durchblicken.

Manche Lehramtsstudien, vor allem die Sprachfächer, seien überbesetzt, wurde betont, auch Deutsch und Geschichte, Latein und Griechisch zeigten „nur mehr geringe Attraktivität", meinte

Studienberaterin Eva Knollmayer. Wen wundert’s angesichts der Gesamtschuldebatte? Daß damit ein wichtiger Träger unserer Kultur verlorengeht, scheint niemanden mehr zu beeindrucken.

Das erst vor fünf Jahren gegen die Opposition durchgedrückte« Universitätsorganisationsgesetz hat bereits die erste Novelle hinter sich, eine zweite soll folgen.

Was sicher nicht drinnen stehen wird, darüber ließ Hertha Firnberg keinen Zweifel: Die Beseitigung aller jener Steine des Anstoßes, die heute noch als Behinderungen der praktischen Arbeit an der Universität empfunden werden.

Solange Hertha Firnberg am Minoritenplatz sitzt, wird sie nicht zulassen, daß der Universitätsdirektor wieder, wie früher, der engste Mitarbeiter des Rektors und nicht ein weisungsgebundener Untergebener des Ministeriums ist, und auch nicht, daß die — grundsätzlich richtige—Mitbestimmung in vernünftigen Relationen verläuft, die den Sitzungsaufwand wieder auf ein erträgliches Maß reduzieren.

Solange wird sie wohl auch nicht darauf verzichten, ihre Korrekturen an den Reihungen der Berufungsvorschläge anzubringen. Davon steht überhaupt nichts im Hochschulbericht.

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