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Die Hochschulen wollen ihr Geld selbst verwalten

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Die österreichischen Hochschulen wollen mehr Geld, und sie wollen dieses selbst verwalten. Das ist die Quintessenz der Forderungen, die kürzlich der Vorsitzende der Rektorenkonferenz und Rektor der Wiener Universität, Kurt Komarek, sekundiert vom Rektor der Montanistischen Universität Leoben, Albert Oberhofer, und vom Prorektor der Universität für Bodenkultur in Wien, Rudolf Frauendorfer, erhob.

Daß die Situation an Österreichs Universitäten immer prekärer wird, daß einer nach wie vor steigenden Zahl von Studenten ein stagnierendes Raumangebot zur Verfügung steht, daß die Qualität der Ausbildung darunter zwangsläufig

zu leiden beginnt, sind Tatsachen, die am Minoritenplatz nicht gerne zur Kenntnis genommen werden. Zudem kann das nominell zwar steigende, real aber bestenfalls gleichbleibende Hochschulbudget nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Anteil jener Mittel, über den die angeblich „autonomen“ Hochschulen selbst verfügen können, immer kleiner wird. Man spricht von lediglich drei bis vier Prozent.

Daß in dieser Situation der fast völligen Abhängigkeit von den Geldhähnen des Ministeriums die Beamten 'des Forschungsressorts schon aus taktischen Gründen - wer lästig fällt, setzt sich mit der Zeit durch - von den Institutsvorständen mit Ansuchen bombardiert werden, liegt auf der Hand. Der Rektor einer Universität hat gar keine Ahnung davon, wieviele Anträge von den einzelnen Instituten direkt an das Wissenschaftsministerium gerichtet werden.

Die Rektoren fordern nun nicht mehr und nicht weniger als eine echte Hochschulautonomie, das heißt, die Hochschule soll selbst über sämtliche 100 Prozent des ihr zustehenden Budgets verfügen können. Sie berufen sich dabei auf den Paragraphen 4 des UOG, über den gerade an der Juridischen Fakultät der Universität Wien ein entsprechendes Gutachten verfaßt wird, auf ein seit Jahren laufendes OECD-Programm und Vorbilder aus dem angelsächsischen Raum.

Daß die angestrebte, auf den ersten Blick hin bestechende Lösung weniger Zentralismus bedeutet, dürfte einigen ein Dorn im Auge sein. Minister Hertha Firnberg hat angeblich bereits im Prinzip dem Angebot der Universität Leoben, sich als Testobjekt zur Verfügung zu stellen, zugestimmt, sich aber seither in Schweigen gehüllt. Wo bleibt die Experimentierfreude im Wissen-schaftsressort, Frau Minister?

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